C

(ist von K geschieden. Ch ist unter Vernachlässigung des h in das Alphabet eingereiht. Cae, Coe suche unter Ce. Cz siehe auch unter Z.)

Caiphasfreitag, Kayfasfreytag, der Freitag vor Palmsonntag (Spiess, archiv. Nebenst. II, 80), vom Evangelium über den Rath des Hohepriesters Matth. 27,1, s. Consilium judeorum.

Calculus Florentinus, Pisanus, s. Annunciationsstil.

Calendae, kalendae s. Römische Datirung. In den Collegiatkirchen und den Klöstern wurde bei der Prim jedesmal der Tagesabschnitt des Martyrologiums mit der Kalendenbezeichnung und dem Mondalter des Tages verlesen, was auch einfach Calendas legere oder pronunciare heisst (s. Litera martyrologii). Ducange ed. Favre IV, 481 hat verschiedene Beispiele. Die monatlich an den Kalenden zu verrechnenden Einnahmen für die Gesammtheit der Canoniker einer Collegiatkirche nahmen auch den Namen Calendae an.

Calendarium novum, antiquum, alter und neuer Kalender s. Neuer Stil.

*Calenes, les; calendaou, lou (franz.), das Weihnachtsfest. M. Man sollte eher Neujahr vermuthen. S. Festum calendarum (I, 61).

Calentastag. 1440 uf s. Calentastag (Publ. de Luxemb. 28, 35), dort als 1. Jan. reducirt, hat wohl nichts mit Calendae und dem 1. Jan. zu thun, sondern ist ein verlesener Valentinstag.

Calyccesdag, Kalyccesdaich, Calixtus pp., Oct. 14. 1359 up sente Kalyccesdaich dies hilgen paves (Dortm. Urkb. I, 522); Rozstoch an sunte Kalixtusdaghe des hilgen pavezes unde mertelers (Mecklb. Urkb. 8796).

Cananea, Sonntag Reminiscere nach dem Evangelium (Matth. 15, 21-29).

Cancelli feriarum s. Sonntagsbuchstaben. |20|

Cancelli lunares s. Lunarbuchstaben (am Ende).

Candela, ein Drittel der Nachtzeit (in Frankreich), s. Tageszeiten (Anm.).

Candele, candelaria, candelatio, 2. Februar, Maria Lichtmess (Ducange ed. Henschel II, 88. 89).

Candelmess s. Frauentag der Lichtmess.

*Candelosa, Mariä Lichtmess, Febr. 2, in französischen Quellen (so Bouquet XXII, 432 und sonst in den dort abgedruckten Rechnungen).

*Canite tuba in Sion (Joel II, 1) eine Lection des 4. Adventssonntages, der daher den Namen erhielt. H.

Canndentag, Candidus, 1. Dec. (Helwig). an sand Candentag in dem mayen 1357 (Font. rer. Austr. II, 35, 313) die translatio Candidi am 23. Mai (Brixen), nicht, wie an der angeführten Stelle reducirt wird, der 31. Mai (Cancius). Schon Helwig hatte S. Canden als Candidus erwiesen.

Cantate domino canticum novum, Messeingang des 4. Sonntags nach Ostern (Psalm 97,1).

Cantianstag, Cancianstag, 31. Mai. Cantius, Cantianus und Cantianilla, daher auch 1345 an deme hilgen daghe Cantianorum.

Cantus pullorum, gallorum s. Gallicinium.

Capitilavium, dies lavantium capita (Zinkernagel hat fälschlich cavantium). Palmsonntag, vom Kopfwaschen der zur Taufe vorbereiteten Katechumenen der älteren Kirche, s. Dominica indulgentiae.

Capitulum s. Festgrad.

Capriasidag, Caprasius m. In den Diöcesen Trier, Lüttich, Cambrai, Tournai und französischen am 20. October, bei den Prämontratensern am 19. October begangen. Am montag Capriasidag oder montag nach Lucastag 1505 (Städtechr. XI, 693). Es trifft für den 20. October ein.

Caput adventus, der Anfang des Advents. So steht secunda feria in capite adventus in nostro capitulo generali 1323 gleich dem Datum des ersten mandaghes in dem advente in unsem ghemenen capittele 1411 (Hildesh. Urkb. I, 677, III, 218); 1329 pridie nonas Decembris in capite adventus (Sudendorf IX, 23).

Caput calendarum. Diese Bezeichnung bedeutet nicht den Tag, mit welchem die Zählung nach Kalenden beginnt, sondern, wie schon Pilgram es aussprach, die Kalenden des Monats selbst. Beda (serm. aestiv. Opp. VII, 211) setzt das Fest Allerheiligen in capite calendarum Novembrium. Hampson II, 41 citirt ein Gesetz Eduard des Bekenners, nach welchem die am Maitage (1. Mai) sich versammelnde Volksversammlung in capite calendarum Maji eintreten soll. 1281 in capite kalendarum Decembrium heisst es bei Riedel, c.d.Br. Es ist also gleichbedeutend mit dem Ausdrucke Hincmars von Rheims (Annalen z. J. 871) in capite mensis Septembris; Ann. Mellicens. 1414 in capite mensis Novembris (Mon. Germ. Scr. IX, 516); 1289 in vigilia beati Egidii in capite Septembris (Publ. de Luxemb. 17, 44); 1351 feria Va in capite Junii (ebd. 23, 69); 1362 sabbato post festum Remigii in capite Octobris (ebd, 26, 82). - Andere Ausdrücke für caput Calendarum sind in einer schlesischen Urk. von 1296: summo calendarum mensis Augusti und intrantibus cal. Augusti 1257 in der Fortsetzung des Cosmas Prag. (Scr. IX,177). - Caput nonarum, iduum ist mir in der Praxis nicht aufgestossen.

Caput jejunii, Mittwoch vor Invocavit, Aschermittwoch. 1297 in capite jejunii scilicet 3. kal. Mart. (in den Ann. Col. maj., Mon. Germ. Scr. XVII, 222); feria quarta in capite jejunii que dicitur cinerum (Ordinarius eccl. Swerin.). Es dient aber auch zur Datirung der Tage darnach, so: feria quinta in capite jejunii 1372 (Baring, clavis dipl.); 1107 kalendas Martii quae fuit eo anno sexta feria in capite jejunii (Gesta abb. Trud., Mon. Germ. Scr. X, 262); 1319 feria sexta in capite jejunii (Publ. de Luxemb. 36, 25); 1412 sexta feria in capite jejunii (Hildesh. Urkb. III, 224).

Caput quadragesime. Aschermittwoch und ebenso, wie caput jejunii, die Tage gleich danach. Dominica in capite quadragesime ist der Sonntag Invocavit.

Caput vigiliarum, die erste Vigilie, d.h. Nachtzeit, das Conticinium, s. auch Vigilie.

Cara cognatio s. Charistia.

Carementranum (careme entrant), der Dienstag vor Aschermittwoch, der Fastnachtsdienstag, wie schon Pilgram zwischen Haltaus' falscher Annahme (Aschermittwoch) und den Verfassern der Art de verifier les dates für letztere günstig sich entscheidet.

Caremprenium s. Carnisprivium.

Carena, die 40tägigen Fasten vor Ostern, übertragen eine jede 40tägige Fastenzeit.

Charfreitag s. Karfreitag.

Charistia, ein Fest der alten Römer, das den 20. Febr. gefeiert wurde und den Zweck hatte, etwaige Missverständnisse und Zwistigkeiten unter Verwandten bei einer gemeinsamen Mahlzeit, an welcher nur Familienmitglieder theilnahmen, auszugleichen, daher auch cara cognatio, dies festus inter cognatos genannt. Man liess auch den Todten Speisen an ihre Gräber setzen. Das früheste Christenthum soll dieses als festum S. Petri epularum an den 22. Febr. angeknüpft haben (Pauly, Realencyclopädie II, 312; Hampson II,173). Die alten Deutschen feierten ebenfalls Todtenmahle an den Gräbern der Verstorbenen, die unter Karl dem Grossen verboten wurden, möglich, dass auch mancherorts diese Liebesmahle mit dem Petersfeste verschmolzen.

Caritas dei diffusa est in cordibus vestris, |21| Quatembersamstag nach Pfingsten (Röm. 5, 5), ausserdem Eingang der am Mittwoch abzuhaltenden Wochenmesse (missa peculiaris de caritate).

Carnelevarium, carnelevale, carnicapium, carnilevium, carnislevamen s. Carnisprivium.

Carnisprivia, inter duo s. Inter duo carnisprivia.

Carnisprivium, carnisbrivium, carnisprevium, carnisprenium (Lesefehler?), carniplavium (Scr. XVIII, 737), carnipluvium (Scr. XVIII, 711. 719), carnelevarium (Scr. XVIII, 42), carnislevamen (Scr. XIX, 459), carnelevale, carnivora, carnicapium (letztere drei ans Ducange), der Dienstag vor Aschermittwoch (nach Estomihi) (6). Feria tertia in caniisprivio 1337 (Dogiel IV); 1284 in carnisprivio scilicet cathedra Petri (Böhmer, Fontes II,19); 1307 die Martis 7. intrante Februario, quo die erat carniplavium (Ann. Parm. maj., Scr. XVIII, 737); Tertia in die carnisbrevii (Frankf. Bürgermeisterbuch 1455 f. 79); usque carnisprivium scilicet super feriam terciam (Städtechr. I, 471). In Baring, clavis dipl. (II.) 481 und Bremer Urkb. I, 578 werden opulente Mahlzeiten für die Geistlichkeit an diesem Tage angemerkt. - Dass wie bei Fastelabend auch der Montag vor dem eigentlichen Tage durch carnisprivium mit umschlossen wird, zeigt das Datum: 1310 feria secunda in carnisprivio (Riedel, c.d.Br.), s. Sabbatum carnisprivii. Die Ausdrücke bei Ducange: caremprunium und carempnium halte ich für verderbt oder verlesen. Ebenso das Datum 1295 in septimana Canutenium (für carnilevium) (Publ. de Luxemb. 33,11).

Carnisprivium dominorum s. Carnisprivium sacerdotum.

Carnisprivium minus, wie Loczil fassnacht, der Donnerstag vor Estomihi. 1469 feria Va in die sancte Appollonie minoris carnisprivii (Frankf. Bürgermeisterb. 1468).

Carnisprivium novum, Fastnachtsdienstag (7), da der entsprechende deutsche Ausdruck junge vassnacht auf diesen Tag zurückgeführt werden muss, s. Fassnacht, junge.

Carnisprivium sacerdotum, dominorum, Sonntag Quinquagesima, Estomihi; ea dominica, in qua mos est clericorum ante quadragesimam carnes manducare et deinceps usque ad sanctum tempus paschae devitare (Vita Udalrici, Scr. IV, 399). Frühere Erklärer bezogen es fälschlich auf den Sonntag Circumdederunt. Von diesem Tage an fasteten die Geistlichen ausschliesslich niemals, sondern nur in der älteren Kirche alle Christen, später gar keine mehr, s. Fassnacht, Herren - und das Beispiel für bachanalia dominorum bei Fassnacht, junge.

Carnisprivium vetus, Sonntag Invocavit, weil man früher (vor dem 9. Jahrh.) noch die Sonntage fastete, nach deren Freigebung man zur Completirung der 40 Fasttage die 4 Tage der Woche vor Invocavit zu den Fasten nehmen musste, s. Fassnacht, alte.

Carst, Karst, Christus; Karstag, Christtag, 25. December; Karsabend, Karstesavent, Karstesnacht, die vigilia domini, 24. December; Karsttyd, Weihnachtszeit (s. Heiliger tag ).

Charwoche etc. s. unter Karwoche.

Chässontag s. unter Kässonntag.

Cathedra Petri s. Petri ad cathedram.

Catreintag s. unter K.

Ceczilgentag 1349, Cäcilia, Nov. 22 (Font. rer. Austr. II, 23, 98).

Cecus natus, Mittwoch nach Lätare nach dem Evangelium (Joh. 9,1). Ann. Mediol., Mon. Germ. Scr. XVIII, 373 hat die dominica de ceco XV. Kal. Apr. 1162, was darauf schliessen lässt, dass dort am Sonntage Lätare dieses Evangelium angesetzt war.

Celebritas celebritatum, Ostersonntag.

Celebritas s. sonst unter Festum.

Cena, Abendmahlzeit, s. Mahlzeiten.

Cena domini, Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag. 1405 am dunrstage in cena domini (Riedel, c.d.Br.).

Cena heroica, Gründonnerstag (Mon. Germ. Scr. IV, 771).

Cereus paschalis s. Osterkerze.

*Cena pura, Charfreitag (Chrysostomus). H.

Cheristtag (allem.), Kersdag, Kerstes misse (niederd.), Christi Geburt, 25. December. Kersavond, Kerstesnaht (Magdeb. Schöppenchron. 339), Weihnachtsabend, 24. Dec. 1348 in dem hylghen avende des hylghen Kerstes avende (Riedel, c.d.Br.) ist der 23. Dec., s. Abends abend.

*Ceris am Rhein für Sergius (Oct. 7) nach Mittheilung von Hansen - Köln (ohne Belag).

Cero, für sero, Abends (Hildesh. Urkb. VI, 854).

Cervais, Cirvais, Cirbis, Cervasii, Cervacii (Städtechr. VI, 57), Servatius, 13. Mai.

Ceverstag für Severstag, 22. October. Gerken, c. d. Brand. IV, 469, erwähnt ein Datum 1321 des donrstags an sunta Ceners tage, dieses ist entschieden Ceuers zu lesen. Der Wochentag stimmt. Nachtrag: Dass meine Vermuthung, Cenerstag sei Ceverstag zu lesen, richtig ist, siehe Lippert, Wettiner und Wittelsbacher S. 11 und Seite 221.

Cibavit eos ex adipe frumenti et de petra melle saturavit eos allelujah, all., all., Pfingstmontag und Fronleichnam (Donnerstag nach Trinitatis), nach dem Mess- |22| eingange (Psalm 80,17). Der von Durandus für Apostelfeste angeführte Messeingang: Cibavit eos dominus pane vitae (Eccl. XV, 3) ist in deutschen Missalen nicht vorfindlich. Welchen Umstand es mit dem im Necrolog des Bonifazstifts zu Halberstadt zum 28. Jan. (Agnetis secundo) erwähnten Festum cibavit hat, weiss ich nicht (Zeitschr. des Harzvereins, Jahrg. 1873).

*Cyclus allein in Urkundendaten bedeutet den Cyclus decemnovennalis. Anno 1207 incarnationis dominice II. non. Sept., indictione decima, cyclo XI, concurrente VII. (Geschichtsfreund d. 5 Orte 51, 6).

Cyclus decemnovennalis s. Goldene Zahl.

Cyclus decemnovennalis novus s. Goldene Zahl.

Cyclus indiccionalis s. Indiction.

Cyclus lunaris s. Goldene Zahl.

Cyclus paschalis s. Ostercyclus.

Cyclus solaris s. Sonnencyclus.

Cyclus Victorianus s. Ostercyclus.

Cierge benit s. Osteranfang.

*Childermasday (engl), Unschuldige Kindlein, Dec. 28. H.

Czilgacztag, Ceriatzestag, Celiaxdag, Cyrejackestag, Cyliacusdag (Städtechr. XVI, 393), Cyriacus, meist 8. August. 1463 am montag sant Cyrejackestag (Frankf. Reichss. 5409); 1426 in die Cyriaci que est octava Augusti (Guden V, 277). Obschon in späterer Zeit Salzburger wie Passauer Diöcese den Cyriacustag ebenfalls am 8. August feiern, führt das Klosterneuburger Urkb. ein Datum auf: 1308 an sand Cyriacitag daz ist XVII. kalendas aprilis (Font. rer. Austr. II,10,111). Zwei Braunschweiger Urkunden von 1502 führen das Datum: an dem dage sancti Ciriaci in der hilligen vasten und to dem feste sancti Ciriaci dat gemeynliken in der hillgen vasten plecht to komende (Schiller und Lübben). Sie entstammen der Halberstädter Diöcese. Dort und in Mainz (in aliquibus locis), Hamburg, Cammin, Magdeburg, Paderborn, Olmütz, Krakau, Trier, Speyer, Strassburg, Worms kommt der 16. März (wegen der Osternähe geringer als der 8. Aug. gefeiert) neben diesem vor.

Chindlinstag s. Kindleinstag.

Cineres, dies cinerum, Aschermittwoch. Dominica ante cineres 1220 (Mon, Germ. Scr. XXIII, 910).

Cyncxen s. Sinxen.

Cinstag, Cistag, allemannisch für Dienstag.

Circulus magnus paschae, Bedas Bezeichnung für den 532jährigen Ostercyclus.

Circumdederunt me gemitus mortis, Messeingang des Sonntags Septuagesima (Psalm 17, 5. 6).

Circumcisio domini, 1. Januar. Nachtrag: Nicht erst im 7. Jahrh., wie I, 22 angegeben, sondern schon früher wurde auf den 1. Jan. die Feier der Beschneidung gelegt. Schon 567 sagt das Concil von Tours (Mansi IX, 796) im 17. Canon: Excipitur triduum illud, quo ad calcandam gentilium consuetudinem patres nostri statuerunt privatas in kal. Jan. fieri litanias, ut in ecclesiis psallatur, et hora octava in ipsis kalendis circumcisionis missa deo propitio celebretur.

Circumcisionsstil, der Jahreswechsel mit dem 1. Januar (nicht so passend Kalenderstil genannt). Schon früh im Mittelalter eiferte man gegen diesen Anfang des heidnisch-römischen Kalenderjahres und gegen die mit ihm verbundenen Ausschweifungen, die Ueberreste der römischen Saturnalien. So das Concil von Tours 567 (Mansi, coll. conc. IX, c. 803) und der Bischof Cäsarius von Arles (+ 542, Opera Augustini ed. Benedict., V, app. 233), auch noch Bonifacius (ep. 42, Jaffe, Bib. III,111). Unter dem Kampfe gegen das letzte, schlechte, musste auch das erste, gute, leiden. Die Kirche bediente sich für ihre Zwecke des Anfanges mit Weihnachten, so die Epoche der ganzen Zeitrechnung auch zur Epoche des einzelnen Jahres machend. Da aber im bürgerlichen Leben der Gebrauch, das Jahr mit den Kalenden des Januar zu beginnen, andauerte, legte man, um einen Vorwand für die kirchliche Feier dieser Jahresepoche zu haben, etwa im 7. Jahrhundert die circumcisio domini darauf. Es war dieses aber nur ein Grund mehr, dem getadelten Jahresanfange treu zu bleiben, und so sehen wir im ganzen Mittelalter neben den jeweiligen anderen Anfängen des Jahres die deutlichsten Spuren davon, dass das bürgerliche Leben nach wie vor an dem Anfange des Jahres als Rechnungsjahr mit dem 1. Januar festgehalten hat. So sagt Bernold in den computistischen Aufzählungen vor seiner Chronik (Mon. Germ. Scr. V, 395); civilis sive vulgaris et lunaris annus in kal. Jan.... innovatur. Ebenso sagt Burchard von Worms (+ 1025) in seiner Decretalensammlung: fecisti quod quidam faciunt in calendis Januarii id est in octava natalis domini, qui ea sancta nocte filant, nent, consuunt et omne opus quodcumque incipere possunt, diabolo instigante propter novum annum incipiunt (Grimm, Mythol. 1872, III, 408), und auch die spätere officielle canonische Rechtssammlung nahm durch einen Zusatz (vel aliquid plus novi facere propter novum annum) zu einem älteren Canon des Papstes Zacharias von 743 (Friedberg zu c. 14 C. 26 qu. VII si quis calendas) Bezug darauf. So sehen wir das gemeine Volk an diesem Jahresanfange festhalten; dass es der Anfang des Rechtsjahres des bürgerlichen Rechtes war, seitdem das römische Recht als Sieger ins deutsche Reich eingedrungen, ist unzweifelhaft; und auch in das kirchliche Recht hatte es seinen Einzug gehalten, Im Gnesener Synodalprotokoll von 1297 (Hube, antiquissimae constitutiones synodales prov. Gneznensis, Petropoli 1856, S. 182) heisst es sogar betreffs der Pfarreinkünfte zur Vacanzzeit: annum autem a tempore circumcisionis domini, prout tenet ecclesia, intelligimus computandum. Auch Gervasius von Canterbury (+ 1208) sagt schon: Annus Solaris secundum Romanorum traditionem et ecclesiae dei consuetudinem a calendis Januarii sumit initium. Also im geistlichen Rechte hatte der |23| römische Kalender mit dem römischen Rechte gesiegt, Wichtig für den endlichen Sieg des 1. Januar auch im kirchlichen Leben war unzweifelhaft die kalendarische Bedeutung dieses Jahresanfanges als Wechseltermin der Sonntagsbuchstaben und goldenen Zahlen, dieser Hauptberechnungsmittel des Osterfestes und damit zugleich des christlichen Festkalenders im ganzen späteren Mittelalter. Nicht unerhebliche Zeugen für die Fortdauer des 1. Januar als Anfang des bürgerlichen Jahres auch im späteren Mittelalter unter der entschiedenen Herrschaft eines kirchlich begünstigten anderen Jahreszahlenwechsels sind die zahlreichen Bezeichnungen desselben als Neujahrstag bei unbezweifeltem, oft sogar geradezu angegebenem, anderweitigen Wechsel der Jahreszahl (s. Neujahrstag, Jarestag ). Hieher gehört auch das (Anzeiger für Schweizer Gesch. 1886, nr. 3 angeführte) Datum aus dem Land Uri von 1559: uff der unschuldigen heiligen kindlintag nach altem gewöhnlichem landsbruch diss ussgenden 1559. Jahrs, das schon Ladewig (ebd. 1887) auf die Fortdauer des Jahresanfanges mit dem 1. Januar in bürgerlichen Kreisen neben dem kirchlichen Weihnachfsanfange richtig deutete. Derselben steten Geltung des 1. Januar-Anfanges für das bürgerliche Leben möchte ich auch die von mir (Berichte, des Freien Deutschen Hochstifts zu Frankfurt a. M. 1887/8 S. 30) für die Jahre 1338 bis 1484 als ausnahmslos nachgewiesene Anwendung des Circumcisionsstils in den Kanzleien der Stadt Frankfurt a. M. zuschreiben. Auf kirchlichem Gebiete und in den Kanzleien auch weltlicher Mächte Deutschlands, die ja das ganze Mittelalter hindurch in den Händen der Geistlichkeit waren, war der 1. Januar-Anfang jedoch durch den Anfang mit dem 25. März und mit Weihnachten ganz in den Hintergrund gedrängt, ohne indess jemals völlig aus dem Gebrauche zu verschwinden. So kommt er in der Reichskanzlei unter Wilhelm von Holland und Rudolf von Habsburg vereinzelt vor, das Bisthum Münster führte ihn 1313 bei dem Verlassen des Osteranfanges officiell ein, in der Kanzlei Ludwig des Baiern überwiegt er, wenn er auch nicht geradezu, als Regel gelten kann (Böhmer, Reg., Additam. tertium S. VIII). Unter Karl IV. findet man auch Urkunden, die nach dem 1. Jan.-Anfang datirt sind, doch ist der 25. Dec.-Anfang bei weitem vorwiegend. Huber (Reg. Karls IV. S. XLVII) stellte die mit dem 1. Jan. von Karls Kanzlei begonnenen Jahre zusammen. Nach Karl IV. weicht der 1. Januar-Anfang in der Reichskanzlei dem Weihnachtsanfange. Erst in der ersten Hälfte, des 16. Jahrhunderts (mancherorts früher oder später) gelang es ihm wieder, in Deutschland zu allgemeinerer Geltung zu kommen. So kämpfte sich in der Stadt Frankfurt (siehe obige Anführung) der Jahresanfang mit dem 1. Januar in den Jahren von 1542 bis 1559 wieder zur allgemeinen Geltung durch. In Brandenburg fand nach Riedel (10 Jahre aus der Gesch. des preuss. Königshauses S. 319; der Kampf zwischen dem 25. December und 1. Janr. am Anfange des 16. Jahrh. statt; zu den Zeiten der Kirchenverbesserung war er zu Gunsten des letzteren bereits so gut wie entschieden. Spätere Beispiele des Rückfalls oder Beharrens im alten Gebrauch finden sich hier so gut wie in Mecklenburg und Pommern, für die im Ganzen die nämlichen Zeiten für den Wechsel gelten mögen. In Schlesien, wo es übrigens einzelne sehr frühe Spuren des Januaranfanges giebt, hält sich der Weihnachtsanfang länger; noch in den sechziger fahren des 16. Jahrh. findet er sich in bischöflichen, wie herzoglichen Urkunden, auch die Stadt Breslau geht erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. zum Januaranfang über. Die Polnische Königskanzlei nimmt den Neujahrsanfang um 1364 an, allgemeiner wird er am Ende des 14. Jahrhunderts, allein herrschend um 1450. Frankreich führte 1563 durch Verordnung (in Wirklichkeit noch etwas später), die spanischen Niederlande 1575, Lothringen 1579, Genf 1575 den Anfang mit dem 1. Januar ein. Trier verliess in der Zeit des dreissigjährigen Krieges seinen 25. März-Anfang, um zum 1. Januar überzugehen. Köln mag zu derselben Zeit den 1. Januar-Anfang officiell begonnen haben, privatim hatte man, wie das Buch Weinsberg (II, 214) zeigt, durch den Brauch der jährlichen Kalender dazu verführt, schon früher mit dem vorher geltenden Weihnachtsanfang gebrochen. Auch an anderen Orten mag der jährlich erscheinende Kalender der Begünstiger des 1. Januar-Anfanges gewesen sein. In einzelnen Staaten vollzog sich der Wechsel nachweislich erst im 18. Jahrhundert. Florenz und Pisa traten erst 1749, England officiell erst 1753, Venedig erst 1797 zum 1. Januar-Anfang über. In der päpstlichen Kanzlei, wo der Januar-Anfang für Breven zwar schon seit 1621 zur Anwendung gelangte, wurde er erst 1691 auch für Bullen gebraucht. In mittelalterlichen Chroniken ist der Jahresanfang mit dem 1. Januar selten. Nur Cosmas Prag. (Scr. IX, 118) scheint das Jahr mit dem 1. Januar begonnen zu haben. Nachdem er von Weihnachten und |24| dem Johannistage (27. Dec.) 1109 viel erzählt hat, sagt er inchoante dominicae incarnationis 1110 anno in kalendis Januarii ingressus est Boemiam. Auch der Uebergang von 1100 zu 1101 (Scr. IX,108) spricht dafür, wie auch der von 1099 zu 1100 (Scr. IX,106). Nachtrag: In Luxemburg wurde der Jahresbeginn mit dem 1. Jan. durch Ordonnanz vom 10. Jan. 1583 für das folgende Jahr eingeführt. (Publ. de Lux. 33, 598). - In Trier wurde schon 1631 statt des 25. März - Anfanges der 1. Jan. -Anfang verwendet, so: 1631 Stilo communi. (Publ. de Lux. 33, 688).

Cyrejackestag, Cyriacitag s. Czilgatztag.

Chirstag (oberrhein.), Kirstmisse, Kirsdag (niederrh.), Weihnachten, 25. Dec. Kirsavent, Kirstnacht, die Vigilie 24. Dec. Na Kirstisdaghe den man nennet in latine nativitas domini 1334 (Günther); op ten heiligen Kirsavont nativitatis domini 1360 (Lacomblet). Kirssheiligedage s. Kindleintag.

Cisiojanus. Eine besondere Art der Datirung nach Festen und Heiligentagen ist die Datirung mit Hülfe des Cisiojanus, d.h. aus den Anfangssilben der grösseren Festtage und willkürlichen Einschiebseln zusammengestoppelter Memorirverse. Wir begegnen ihnen seit dem 13. Jahrhundert (8) in ganz Deutschland in lateinischen und bald auch deutschen Bearbeitungen in knapperer oder reicherer Form (9). Für die Chronologie ist nur die hauptsächlichste Form der lateinischen Bearbeitung wichtig, die seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Schlesien, Sachsen, Böhmen und Polen in Chroniken und Urkunden auftritt. Das früheste chronikalische Vorkommen der Datirung nach dem Cisiojanus ist in der Continuatio ann. Polon. (Mon. Germ. Scr. XIX, 662), wo es zum Jahre 1370 heisst: feria tertia ante diem s. Martini et erat in hac sillaba bre videlicet omne Novembre, sowie in dem auch dem 14. Jahrh. entstammenden Anniversar der Prager Mansionare (Dobner, Mon. III). Das früheste urkundliche Vorkommen derselben ist in einer Brieger Urkunde vom Jahre 1390: feria tertia post Oculi, in hac sillaba de[coratur] Gregorio (Cod. dipl. Sil. IX). Ihr folgen eine Reichenbacher Urkunde (Bresl. Staatsarchiv) vom Jahre 1414 mit: die mensis Maji in hac sillaba in, huius dictionis in hac serie, die Coronatio Alberti II. (Handschr. Univ.-Bibl. Breslau) mit dem Datum: 1438 an seynte Elizabethen abint an der sillaba hec alz man czelit post hec Eli, und die alten Breslauer Signaturbücher. Diese enthalten auf den Umschlägen Vermerke darüber, auf welche Sylbe nach dem Cisiojanus jedesmal der Tag der Rathserneuerung, der Aschermittwoch, traf, und zwar vom Jahre 1399 bis in die Mitte des 15. Jahrh. Daran schliesst sich zeitlich die Fortsetzung des Pulkawa (Dobner, Mon. IV,152 zum J. 1419), das Chronicon Bartossii (Dobner, Mon. I.) aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh. stammend, und die Ratiborer Chronik (Zeitschr. des Ver. f. schles. Gesch. IV,117. 118 zum J. 1415, 1445, 1451), sowie die hinter dem Kalendarium des Kreuzstiftes zu Breslau gemachten Anniversar-Aufzeichnungen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. (Zeitschr. d. Ver. f. schles. Gesch. VII, 311) und die Görlitzer Stadtrechnungen derselben Zeit (Scr. rer. Lus. I, 261). Im 15. Jahrh. datirte man auch in Ober- und Niedersachsen nach dem Cisiojanus, wie sein Vorkommen in Kalendarien und einzelnen Daten zeigt. So findet sich auf dem Vorstossblatte des Scharnebecker Copiars (Hannov. St.-Arch.) die Nachricht, der Bruder Hoger habe dieses Copiar angefangen 1458 in sillaba in post Petrum Matthiam. Auch die Universität Leipzig datirte im 15. Jahrh. nach dem Cisiojanus. Auch noch im 16. Jahrh. benutzte man den Cisiojanus zu Datirungen, so heisst es im Brev. Goslariense 1522 in anno bissextili celebratur festum sancti Mathie die priori, non sequenti, quia sillabam Math duplicamus. Ebenso beweist seine mehrfache Erwähnung als Unterrichtsgegenstand und seine Aufnahme in gemeinnützige Schriften, auch der Reformatoren, den öfteren Gebrauch für das 16. Jahrhundert. Ich beschränke mich hier darauf, den Text des Cisiojanus, wie er in der Mehrzahl der Bearbeitungen erscheint, wiederzugeben, und durch Anmerkungen die Abweichungen der Breslauer Diöcese anzuzeigen

Jan.

Cisio Janus Epi sibi vendicat Oc Feli Mar An Prisca Fab Ag Vincen Ti Pau Po nobile lumen.

Febr.

Bri Pur Blasus Ag Dor Febru Ap Scolastica Valent Juli conjunge tunc Petrum Matthiam inde.

März

Martius Adria Per decoratur Gregorio Cyr Gertrud Alba Bene juncta Maria genetrice.

April

April in Ambrosii festis ovat atque Tiburci Et Valer sanctique Geor Marcique Vitalis.

Mai

Philip (10) Crux Flor Got Johan latin (11) Epi Ne Ser et Soph Majus in hac Serie tenet Urban in pede Cris Can (12) |25|

Juni

Nic Marcelle Boni (13) dat Jun Primi Ba Cyrini Vitique Mar Prothas Al sancti Johan Jo Dor Le Pe Pau.

Juli

Jul Proces Udal Oc Wil Kili Fra Bene Margar Apost Al Arnolfus Prax Mag Ap Christ Jacobique Sim Abdon.

Aug.

Pe Steph Steph Protho (14) Six Don Cyr Ro Lau Tibur Hip Eus Sumptio Agapiti Timo Bartholo Ruf Aug Coll Aucti.

Sept.

Egidium Sep habet Nat Gorgon Protique (15) Crux Nic Eu Lampertique Mat Mauricius et Da (16) Wen Mich Jer.

Oct.

Remique Franciscus Marcus Di Ger Arteque Calix (17) Galle Lucas vel Und Se Seve Crispine Simonis Quin.

Nov.

Omne Novembre Leo Qua Theo Martin Bricciique Post haec Elisa Ce Cle Crys Katharina Sat An.

Dec.

December Barba Nico Concep et alma Lucia Sanctus abinde Thomas modo Nat Steph Jo Pu Thomae Sil.

 

Nachtrag: Dass die Universität Leipzig nach dem Cisiojanus datirt habe, wie ich I, 24 (nach Anz. f. Kunde deutscher Vorzeit XVII, 280) angab, ist nach Rühl, Chronol. S. 76, Anm. 4, irrig. - Dass Kaltenbrunner den Cis. des 13. Jahrh. nicht publicirt habe (wie ebenda Anm. 3 steht), ist ein Versehen Rühl's, der die Abbildungen zum Neuen Archiv III nicht beachtete. - Ebenso irrig ist die Angabe Rühl's, dass der Cisiojanus nur in Deutschland und Polen vorkomme.

Cistag, Cinstag, Dienstag, s. Zistag.

Claestag, Claustag, Klagesdag, Clawesdach, Closstag, Nicolaus, 6. December. Des dinschedaghes van sunte Clawsdaghe 1397 (Riedel, c.d.Br.); in sunte Clawesdaghe des hillighen bisschuppes 1421 (Hildesh. Urkb.III, 436).

Clamaverunt justi (Ps. 33,18), Messeingang am 2. Juni, Marcellinus und Petrus mm.; dafür steht im Gnesener Missale Exclamaverunt ad te domine. In Strassburg wird auch am 15. Juni (Vitus) und 8. Juli (Kilian) Clamaverunt gesungen, in Gnesen am 28. Juli (Pantaleon), in Eichstädt am 27. Juni (VII dormient.).

Clarentag, Chlarentag, Klarentag, Clorentag, Clara (+ 1253), 12. August. Wienn an Sand Chlarntag 1335 (Helwig, aus dem Wiener H. A.); 1420 an sant Clarn obent als sie erhaben wart (Städtechr. X,15) ist der Vorabend der Translatio Clare, die am 2. Oct. von den Franciskanern begangen wird.

Clausum pasche s. Pascha clausum.

Claves terminorum (septuagesime, quadragesime, pasche, rogationum, pentecostes). Um die Ostergrenze, den Tag des ersten Frühlingsvollmondes, leichter und ohne den immerwährenden Mondkalender zu bestimmen, stellten die mittelalterlichen Computisten eine Reihe von Zahlen auf, claves (Schlüssel) genannt, die den Abstand eines willkürlich angenommenen Tages (11. März) von der jedesmaligen Ostergrenze (dem terminus paschalis) bezeichnet. Der Sonntag nach der Ostergrenze war bekanntlich der Ostersonntag. Hiervon ausgehend, war es ein Leichtes, die Bedeutung der claves auch auf die übrigen wichtigeren, vom Osterfeste abhängigen Sonntage auszudehnen. Man setzte also auch für diese Sonntage bestimmte Tage fest, von denen aus man, mit der Zahl der claves vorwärtszählend, zu weiteren Tagen kam, die mit dem terminus paschalis gemein hatten, dass der auf sie folgende Sonntag der gewünschte Festtag war. Von diesen terminis bekam die Zahl, die den Abstand zwischen ihnen und den bestimmten Ausgangstagen ausdrückte und die natürlich in jedem Jahr für alle termini nur Eine war, den Namen clavis terminorum, während man anderseits (besonders in den Kalendarien) die festen Tage, von denen aus die Berechnung der termini stattfand, claves nannte. Derartige claves - richtiger locus... per claves, locus clavium, sedes clavium genannt - gab es fünf: 7. Januar = clavis septuagesime; 28. Januar = clavis quadragesime; 11. März - clavis pasche; 15. April = clavis rogationum und 29. April = clavis pentecostes (18). Zählte man nun von diesen Tagen aus mit der für das betreffende Jahr bestimmten clavis vorwärts, indem man nach mittelalterlicher Zählweise Anfangs- und Endtermin mitrechnete, so kam man zu 5 weiteren Tagen, den terminis. Die darauf folgenden Sonntage waren der Sonntag Septuagesima, der erste Fastensonntag, der Ostersonntag, der Sonntag vor Himmelfahrt und der Pfingstsonntag. Diese Claves, oder, wie sie in Urkunden auch mit vollerem Namen genannt werden, regulares clavium oder (19) claves terminorum, werden nun zur Ermöglichung der Osterfestberechnung mit zwei anderen Zahlenreihen, den Concurrenten und Regularen, verbunden. Die Claves lassen sich mit Hülfe der goldenen Zahl aus folgender Zusammenstellung leicht ableiten (s. auch Uebersicht der Jahreskennzeichen, Taf. XXX):

Goldene Zahl

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

Clavis

26

15

34

23

12

31

20

39

28

17

36

25

14

33

22

11

30

19

38

Nachtrag: Ich will hier nochmals der Ansicht Ideler's und nach ihm auch Kaltenbrunner's (Neues Archiv III, 393), dass der locus clavium des Osterfestes der 10. März sei, und dem auch die anderen loci durch Vorrücken um einen Tag entsprächen, weil diese Tage mit dem 24. März den Tagesbuchstaben F gemeinsam hätten, entgegenhalten den übereinstimmenden Gebrauch aller Computisten und Kalender des Mittelalters, die stets den 11. März u. s. w. als Sitz der claves angeben.

Clawesdach s. Claestag.

*Clean lent (engl.), die Frühjahrsfasten. H.

*Cleansing days (engl.), die Tage von Aschermittwoch bis Invocavit. H.

*Cleansing week, Woche nach Estomihi. H.

Cleibeltag s. Frauentag der cliben. |26|

Clemententag, Clemens, 23. November. Grifenberg, 1287 an sente Clemententage der da was dez achten tages ausgeinten November (Helwig nach dem H. A.). Nachtrag: 1302 le jour de st. Clement en mai (Publ. de Lux. 33,14), die Transl. Clementis ep. Mettensis am 2. Mai, dessen Hauptfest auch auf den 23. Nov. fällt. Nachtrag: 1302 le jour des. Clement en mai Publ. de Lux. 33, 14) ist nicht, wie Publ. de Lux. 41, 187 gesagt wird, der 16. Mai, sondern die Translatio Clementis ep. Metten. am 2. Mai, im Gegensatz zu dessen Hauptfest, das wie das Clementis pp. m. auf Nov. 23 (en hyver) fällt. - La feste s. Clement que la meir fault 1302; feste s. Clemant ke la meir faut 1302. ist nach Publ. de Lux. 41, 187 auch der 23. Nov. (Clement, qui fend la mer).

Cleristag wie Gläristag, Hilarius, 13. Januar (allemannisch) (Argovia 14,104).

Clibeltag, Clybendags. Frauentag der cliben.

Clitentag, Cletus pp., 26. April. Geben zu Prag an sant Clitentag 1436 (Helwig).

*Cockcrow (engl), Gallicinium, die 3. Vigilie. H.

*Cockshut (engl.), Abenddämmerung, wenn die Hähne zur Rast gehen. H.

Cognovi domine, quia equitas judicia tua (Ps. 118, 75), ein nur wenig, in provinzieller Verschiedenheit, bei weiblichen Märtyrern zur Anwendung kommender Messeingang.

Collectas. Festgrad.

*Collop monday (engl), der Fastnachtsmontag. H.

Cholmanstag, Kolmanstag, Colomannus, 13. October in der Passauer und Salzburger Diöcese.

Commemoratio s. Festgrad. Die Commemorationen einzelner Heiliger (z.B. Anastasie, Silvestri etc.) siehe unter diesen Namen im Heiligenverzeichniss.

Commemoratio abbatum bei den Benedictinern 7. Januar, bei den Cisterciensern (auch et episcoporum) am 11. Januar.

Commemoratio adventus s. Spiritus, 15. Mai, s. Commem. passionis.

Commemoratio animarum, animarum fidelium, mortuorum (Ann. Januens., M. G. Scr. XVIII,169), Allerseelentag, 2. November; siehe auch das Todtenfest nach Michaelis, im Verdener Missale memoria omnium animarum, im Schweriner Missale commemoratio animarum genannt, das bei Gemeine Woche behandelt ist.

Commemoratio annunciationis Marie, in Spanien der 18. Dec., s. Expectatio Marie und O.

Commemoratio ascensionis domini, als fester Tag (Mai 5) den älteren Kalendern einverleibt, abgeleitet aus dem als sicher angenommenen Datum der passio domini auf den 25. März (quo die conceptus est dominus et passus est).

Commemoratio assumptionis Marie wird (z.B. im Passauer Missale) die 40a assumpt. Mar., der 23. Sept., bezeichnet; s. Gedechtnisztag unser frauen schidung. Assumptio Marie corporalis und Frauentag ihrer leiblichen himmelfahrt. Auch die 30a assumptionis Marie wird mit dem Namen commemoratio assumptionis belegt, s. Frauentag dreissigst, Tricesima assumptionis.

Commemoratio benefactorum bei den Benedictinern 3. März, 6. Juni und 3. Sept.

Commemoratio fratrum et sororum bei den Bened. 7. Febr., 4. Mai und 4. Oct., bei den Carthäusern 9. Nov.

Commemoratio fundatorum bei den Bened. 7. April.

Commemoratio Marie v., in Naumburg (noch neben der Compassio Marie) am 10. Nov., in Osnabrück Sonnabend vor dem 1. Adventssonntage, in Mainz, Speyer und Schwerin sabbato ante septuagesima, s. Compassio Marie.

Commemoratio monachorum ordinis bei den Cisterciensern 20. Mai.

*Commemoratio omnium sanctorum 1351 (Mecklenb. Urkb. 7435), Nov. 1. Der Tag nach diesem Feste, nach der Osteroctave, sowie der erste Tag in den Octaven von Peter und Paul und Epiphania wird als Termin für das Gedächtniss der Seelen genannt. Meist wird sonst Allerheiligentag als festum bezeichnet.

Commemoratio parentum bei den Bened. am 4. oder 14. Juli (beide Tage kommen vor), bei den Cisterciensern 20. Nov.

Commemoratio passionis domini, in älteren Kalendern als fester Tag (März 25) angenommen, nach dem Satze: quo die conceptus est dominus, et passus est. Hiervon abhängig wurden dann auch an ihren Orten resurrectio, ascensio, adventus Spiritus kalendarisch fixirt.

Commemoratio Pauli ap., ein allgemein von der Kirche gefeiertes Fest am 30. Juni. Wegen Diöcesan-Eigenthümlichkeiten (z.B. hat Meissen am 24. Oct. eine zweite comm. Pauli) s. das Heiligenverzeichniss. Das Datum 1303 in commemoratione beatorum Petri et Pauli apostolorum (Cod. dipl. Anh. III, 25) müssen wir auch wohl auf den 30. Juni beziehen. Mit der unter Festum apostolorum erwähnten zweiten Feier der Apostel Peter und Paul am 19. Juli, die nur in der Mindener Diöcese beobachtet wird, hat es wohl nichts zu schaffen.

Commemoratio reliquiarum bei den Cluniacensern der 18. September, in Trier Sonntag nach Martini. S. Festum reliquiarum.

Commemoratio resurrectionis domini, März 27, s. Commem. passionis.

Commemoratio septem dolorum Marie s. Compassio Marie.

Commemoratio Sudarii in Lausanne der 4. Mai.

Commovisti terram et conturbasti eam, Sonntag Sexagesima (nach einem Verse des Messgesanges des Tages) (Haltaus ed. Scheffer S. 195).

Communes (nämlich feriae) s. Gemeine Woche.

Compassio Marie, festum Marie de pietate (Lausanne), festum septem dolorum Marie, u. l. fr. sieben schmerzensfeier, spasmum Marie, Marie betrübniss, Maria Ohnmachtsfeier. 1727 für die ganze katholische Kirche auf Freitag nach Judica eingeführt, schon früher auf diesen Tag gefeiert, so in Besancon, in Lausanne (Maria de pietate). In Cöln und unterstehenden Diöcesen seit 1423 auf Freitag nach Jubilate gelegt (Hampson II,154, Osnabrücker Missale). In Baiern seit 1545 als commem. septem dolorum am Sonnabend nach Quasimodogeniti, ebenso schon früher in Basel (Missal) und Strassburg (Hschr. Karlsruhe EM4); in Bremen |27| (Miss.) und Schleswig (Brev.) dagegen am. Freitag nach Quasimodogeniti; in Magdeburg (Miss.) am Sonntag Exaudi; in Lübeck nach der von Haltaus mitgetheilten Stiftungsurkunde von 1479 Freitag vor Pfingsten, nach dem liber horarum von 1513 aber fest am 19. Juli. Den gleichen festen Tag geben auch an die Missalkalender für Meissen (seit 1423) und Halberstadt1); wogegen für Merseburg der 18. Juli, für Naumburg der 20. Juli, für Schwerin (1510) der Sonntag nach dem 15. Juli, oder (1529) Freitag vor Reminiscere erscheint, für Verden und Goslar geben Missale resp. Brevier Sonnabend nach Fronleichnam an.

Completorium, completa, erst nach den Zeiten des heil. Benedict (+ 543) durch den Einfluss seiner Regel allgemeiner eingeführt, am Schluss des Tages nach der Abendmahlzeit und der Collatio (einer Abendvorlesung, zu welcher in Klöstern auch wohl ein Schlaftrunk gegeben wurde) abgehalten. Eigentlich sollte das Complet. so stattfinden, dass es noch vor Sonnenuntergang beendet war, da mit diesem die letzte Stunde des dies artificialis abschloss und die Nacht begann. Daher heisst das Amt im Niederdeutschen auch Nachtsank. Das Stolberger Kirchenregister von 1515 (Wernigeroder Archiv) sagt zum 25. März: uff den abent umb drye siege sall man mit der messglocken einen guden puls zur complete leuten (um 1 Uhr war Vesper, um 5 Uhr Salve regina). 1531 26. Juni hora sexta terremotus sub completorio (Ann. Mellic., Scr. IX, 534); 1408 Dec. 5. hora completorii ante occasum solis (Bresl. Staatsarch.); hora completariorum (Scr. XVIII, 784); untze gumpleten 1339 (Städtechron. VIII,139, Closener); umbe munster gumplete zit 1357 (Städtechron. VIII,137, Closener); cum secunda campana ad completorium impulsatur 1301 (Mecklb. Urkb. nr. 2759); wen inen de lesten klocken lud to dem nachtsange und de nahtsank offte de completen (Schiller und Lübben III,148); to nachtsanges tid 1333 (Hildesh. Urkb. I, 477).

Compulsatio s. Festgrad.

Computatio anglicana, Jahresanfang mit 25. März, s. Annunciationsstil.

Computatio antiqua s. Goldene Zahl.

Conceptio Marie, 8. Dec., die Empfängniss Maria (im passiven Sinne). Die Activ-Conception ist die annunciatio Marie, s. Passio domini. Dass aber diese in Zeiten, die für die Datirung von Urkunden und in Chroniken zur Sprache kommen, conceptio geheissen hätte, ist unbewiesen. Das Fest der Conceptio = 8. Dec. kommt in Deutschland viel früher in Kalendern und liturgischen Büchern vor, als die älteren Chronologen (namentlich Helwig) annahmen. Wenn auch in dem Kalendarium Karls des Grossen (ed. Piper) noch die conceptio (activisch) auf den 25. März genannt wird, erscheint schon bei Herrad v. Landsberg (ed. Piper), welche 1195 starb, die conceptio (passivisch) am 8. Dec. Die im ersten Viertel des 14. Jahrh. stark erblühende Marienverehrung (s. auch Ave Marialäuten bei Tageszeiten ) lässt das Fest überall mit höherer Feierlichkeit umgeben, daher tritt es seitdem mehr in den Vordergrund bei der Urkundendatirung, wofür früher der Nicolaustag prävalirte. Solche Stiftungen zur feierlicheren Ausrüstung des schon begangenen und bereits in Datirungen erwähnten Festes sind Mecklb. Urkb. nr. 4794 für Ratzeburg, nr. 4841 und 4842 für Schwerin von 1326 und 1327. Charakteristisch für dieses plötzliche Anwachsen der Bedeutung dieses Festes ist u. a. auch, dass die Ablasscongregation 1323 die Conceptio unter den Marienfesten an zweiter Stelle nennt, die annunciacio erst an vierter (Mecklb. Urkb. 4485), während noch 1317 die conceptio nicht erscheint (Font. rer. Austr. II,18,154) (20). Der Widerstand, den Thomas von Aquino der Einführung des Festes und der ihm zu Grunde liegenden Lehre entgegengestellt hatte (Summa theol. Partis III, quaest. 27), liess die Dominikaner das Fest nur als Sanctificatio Marie bezeichnen. Urkundliche Beispiele für die passive Geltung aus dem 14. Jahrhundert bei Frauentag als sie emphangen ward. Auch der Beisatz des auf den Tag des Festes fallenden Wochentages ist ein entscheidender Beweis, so: 1471 am sondage unser leven fruwen conceptionis (Grotefend, Heimbr. Urkb.).

Concordia mensium s. Stunden.

Concubia, concubium, im Alterthum Zeit des Schlafengehens, s. Vorslap, Conticinium.

Concurrente s. Die Concurrenten (concurrentes, auch Sonnenepakten, epactae solis, adjectiones solares oder epactae majores genannt) bestehen aus den Zahlen von 1 bis 7 und haben für die mittelalterlichen Computisten lediglich den Zweck, den Wochentag des 24. März (locus concurrentium, sedes concurrentium) in Zahlen so auszudrücken, dass der Sonntag durch 1, der Montag durch 2 u. s. f., der Sonnabend endlich durch 7 bezeichnet wird (21). |28| Da nun der 24. März den Tagesbuchstaben F im Kalender hat, bei dem JahresSonntagsbuchstaben F also auf einen Sonntag fällt, so stehen die Concurrenten zu den Sonntagsbuchstaben (in Schaltjahren selbstverständlich zu dem zweiten) in folgendein Verhältnisse, nach dem sich auch ihre Anknüpfung an den 28jährigen Sonnencyclus regelt.

Literae dominicae

F

E

D

C

B

A

G

Concurrentes

1

2

3

4

5

6

7

Ein Jahr mit dem Sonntagsbuchstaben F hat also am 24. März Sonntag (= 1), mit E Montag (= 2) etc. Neuere Chronologen irrten zum Theil in der Erklärung der Concurrenten. So halten Pilgram und Weidenbach die Concurrenten für blosse Zifferrepräsentanten der Sonntagsbuchstaben, theilen also den Schaltjahren 2 Concurrenten zu, wobei Pilgram noch das Unglück hat, entgegen seiner (S. V) ausgesprochenen Absicht, bei Schaltjahren stets nur die erste Concurrente anzugeben, bis zum Jahre 352 stets die zweite, also die richtige, Concurrente zu greifen. Jede Ostertafel beweist die Richtigkeit meiner, der Tafel IV und XXX zu Grunde gelegten Anordnung. Es entsprechen danach den 28 Jahren des Sonnencyclus die Concurrenten 1234, 6712, 4567, 2345, 7123, 5671, 3456. Dass die Concurrenten ursprünglich im März wechseln - dem Computistenverse entsprechend: Mars concurrentes, September mutat epactas -, tritt besonders bei der Berechnung der regulares solares zu Tage, die dazu bestimmt sind, zu den Concurrenten addirt, die Monatsersten anzugeben, s. Regulares solares mensium. Bei der Angabe der Concurrenten in Urkunden ist auf den Märzwechsel indess keine Rücksicht genommen, der im Laufe des Mittelalters übrigens auch so in den Hintergrund trat, dass man die Angaben für die Reg. sol. für Januar und Februar der Geltung der Concurrenten für das Kalenderjahr entsprechend umänderte.

*Concurrentia werden in dem Ordo divinus der Hamburger Kirche (Staphorst, Hamb. Kirch. -Gesch. I, 2, 299 ff) die bei dem Intervall von Weihnachten zu Invocavit über die vollen Wochen überschiessenden Wochentage genannt, so: 1514 quinque hebdomade et quinque concurrentia. 1517 heisst es octo hebdomade et tres dies occurrentes, sonst immer conc. 1520 wird construirt pro intervallo octo ebdomade et nihil in concurrentiis. S. Wochen vom Christtag (I, 210).

Conductus pasche, in Polen Sonntag nach Ostern und der zwischen beiden Hegende Zeitraum (wie ja auch octava beides, Termin und Zeitraum, bedeutet). Für letzteres dienen die Beispiele: Cracovie, feria quarta infra conductum pasche 1489 (Helwig aus Wiener H. A.); Datum sabbato in conductu pasche 1365 (ebd.); für ersteres: 1463 Poznanie feria sexta ante conductum pasce (Riedel, c.d.Br.). Der Sonntag nach Ostern hiess auch Dominica conductus pasche, so: Cracovie, feria sexta ante dominicam conductus pasce proxime 1511 (Helwig aus dem H. A.). Auch zur Datirung von Tagen der zweiten Woche nach Ostern dient der Ausdruck: Datum Trocki feria sexta proxima post conductum phasce 1412 (ebd.); sabbatum post conductum pasche 1467 (Riedel, c.d.Br.), Freitag und Sonnabend nach Quasimodogeniti. Nachtrag: für Sonntag nach Ostern auch in Böhmen verwendet: 1401 feria secunda proxima post conductum pasce, que fuit dies XI mensis Aprilis. (Saazer Urkb).

Conductus pentecostes, Sonntag nach Pfingsten und der zwischen beiden liegende Zeitraum, s. Conductus pasche. Datum Stregonia feria secunda in conductu festi pentecostes 1338 (Helwig aus dem Wiener H. A.).

Confessio et pulcritudo in conspectu ejus, Donnerstag nach Invocavit und auch der 10. August, Laurentius (Psalm 95, 6). Nach dem Augsburger Missale auch der Messeingang der Messe des heil. Cäsarius (1. Nov.).

Congratulemur omnes, Messeingang des Augsburger Missais zum Rochustage (16. Aug.). Das Gnesener Missal hat congratulemini omnes zum Rochustage (17. Sept.).

Conradstag, in der Constanzer Diöcese und benachbarten Conradus ep. Const., 26. Nov. 1555 donstag nach st. Conraths des hailigen bischofs tag (Schriften d. Ver. f. Gesch. des Bodensees 18). 1338 an des heiligen herren abbt Chunratstag (Urk. des Kl. Mondsee in Urkb. ob d. Enns VI, auf den 15. Jan. reducirt, -warum ?).

Consilium judeorum, Freitag vor Palmsonntag (vom Evangelium Matth. 27,1), s. Caiphasfreitag.

Constantientag, in der Erzdiöcese Magdeburg der 29. Jan., Constantius ep. m. (nicht 1. Sept., wie Riedel reducirt). 1333 am tage des heiligen bischofs Constantii (Riedel, c.d.Br.); 1436 an sante Constantii dage des hillgen bischopes unde marteleres (ebd.); am mandage Konstancien 1488 (ebd.); letzteres stimmt nicht, da der 28. Januar Montag war.

Consuetudo Bononiensis, eine in Italien entstandene Zählungsiveise der Monatsdaten, die nach ihrem späteren Hauptsitze Bologna den Namen trägt. Bresslau, Urkundenlehre I, 824, führt Beispiele ihrer Anwendung aus der Lombardei und Tuscien aus dem 8. und 9. Jahrh. an, allerdings nur mit Mensis intrans, Beispiele mit Mensis exiens jedoch erst aus dem Anfange des 10. Jahrh. Ihr Hauptsitz war Ober-und Mittelitalien, dass sie auch in Unteritalien gebraucht wurde, zeigt ihr Vorkommen in dem s. g. Lupus Protospatha- |29| rius (Scr. V, 52 ff.) und den mit ihm verwandten Annales Barenses (ebd.). Bresslaus gegentheilige Behauptung (der Unbekanntschaft dieser Datirung in Unteritalien) bezieht sich demnach wohl nur auf Urkunden. Diesseits der Alpen entfernte sie sich nur wenig von diesen. In deutschen Königsurkunden kommt sie vereinzelt seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. vor, und zwar meist durch italienischen Einfluss. Den bei Bresslau, Urkl. I, 825, nr. 1. 2 gegebenen Beispielen füge ich von Rudolf von Habsburg die Urk. Böhmer, Reg. 1299 mit dem Datum zu. angenden abrillen hinzu. Beispiele von Privaturkunden aus binnendeutschem Gebiet werden sich nur wenige zusammenbringen lassen. Einige Beispiele in den Mon. Zoll. II. von 1250, 1265, 1266, ein Beispiel von 1301 (Cod. dipl. Sil. IX.) und eins von 1266 (italienischer Aussteller, Stenzel, Bisthum Bresl. 31), ausserdem die anderweitig in diesem Artikel genannten deutschen Urkunden, das ist alles, was mir bekannt wurde.
Der erste Theil des Monats vom 1, bis 16. (15 oder 14) heisst mensis intrans, introiens, ingrediens, incipiens, inicians und wird vorwärts gezählt, der erste Tag des Monats heisst primo die mensis, der zweite secundo die mensis intrantis oder mense intrante bis sexto decima die mensis intrantis. So z.B. 868 tertio die intrante mense Februarii (Lupus Pr.); 1212 die XVI intrante Julio (Font. rer. Austr. II, 5, 258); 1094 usque ad mensem Octubris introeunte die octavo (Ann. Venet., Scr. XIV, 70); 1256 die V. iniciante Novembri (Font. rer. Austr. II, 34,123); 1239 de mense Julii die Martis 12. intrantis (Ann. Mantuan., Scr. XIX, 30); 1355 in die sancti Martini scilicet die XI. intrante mense Nov. (Font. rer. Austr. II, 40, 90). Für intrante mense wird auch in introitu mensis oder (genetivisch) introitus mensis gebraucht. Die letzte Hälfte des Monats wird rückläufig gezählt mit dem Beisatz mense exeunte (22), seltener mense astante, adstante, restante, stante, instante. So: 1233 die martis secundo exeunte Novembri (Font. rer. Austr. II, 5, 27, in welcher Quelle eine reiche Fundgrube für diese Datirung steckt). 1281 die dominicho 7. exeunte Martium (Ann. Mant., Scr. XIX, 29). Beim Schaltjahre wird der Schalttag im Februar mitgezählt: 1216 die jovis XII. exeunte Februario (Font. rer. Austr. II, 5, 302). Mense astante wird von den Ann. Barenses (Scr. V, 52 ff) gebraucht, Lupus Protospath. (ebd.) gebraucht dafür auch zweimal Adstante. Das Beispiel 939 mense Julii adstante tertia die feria 3. hora 3. luna 29. (Lupus, Scr. V, 54) ist mehrfach fehlerhaft. Die gemeldete Sonnenfinsterniss war am 19. Juli, einem Freitag, es müsste demnach adstante tertia decima die feria 6. heissen. Die Mondzahl stimmt nach der cyclischen Mondberechnung. Mense stante gebraucht Ryccardus de s. Germano (Scr. XIX, 348, 357, 359) (23) ; 11. stante Julio in festo Praxedis und 4. stante Octobris in festo app. Symonis et Jude; nono stante Julii in festo sancti Apollinaris; ebenso Romualdus (Scr. XIX, 452): sequenti die dominica octava scilicet die stante mensis Julii in vigilia b. Jacobi.
Für das exeunte mense tritt auch hie und da in exitu oder in fine mensis oder ein gleichwertiger Ausdruck ein, so: 1333 in die Augustini quarto die mensis Augusti in fine quodam sabbate (Ann. Foss., Scr. IV, 34); 1285 de Martio circha finem 4. exeunte (Ann. Mant., Scr. XIX, 29); 1247 die XII. in exitu mensis Februarii (Rolandini Patav. Chron., Scr. XIX, 85).
Der letzte Tag eines Monats heisst die ultimo, so: 1215 die sabati ultimo exeunte Februario (Font. rer. Austr. II, 5, 291); 1208 die Veneris ultimo mensis Februarii (ebd. II, 5,165); Rinvelden ultimo die exeunte Maricio 1271 (Boos, Baselland). Der vorletzte Tag heisst nicht nur die secundo exeuntis (Augusti, die Veneris, Ann. S. Justinae Pat., Scr. XIX,171), sondern auch die penultimo (exeunte Majo 1241, Font. rer. Austr. II, 5, 373). Diesen Ausdruck übersetzt die deutsche Ausfertigung einer die penultima Maji ausgestellten Urkunde (nach Helwig) mit an s. Petronellen abend der gewesen ist der letst tag des Mayen aun ainen.
Die entsprechenden deutschen Ausdrücke für mense intrante und exeunte sind ingehenden und ausgehenden monats, so: 1283 des suntages vor sanct Veittage des dreizehenden tages ingendes manen Junio (Font. rer. Austr. II, 31, 398); 1274 an dem dricehendem tag eingehendes Hornunges (ebd. 326); 1287 an sand Cecilientag der da was des neunten tags ausgenten November; Grifenberch 1287 an sente Clementen tage der da was dez achten tages ousgeinten November; |30| des zwölften tages ausgendes Mayen 1380 (alle drei bei Helwig, nach dem Wiener Archiv); 1421 in dem dritten tag des monats ze ingendem Aberellen (Schriften des Ver. f. Gesch. des Bodensees XVIII,12), letzteres zugleich wohl eines der letzten Vorkommen dieser Datirungsweise (24). Für penultima: an s. Petronellen abend der gewesen ist der letst tag des Mayen aun ainem (Helwig). Noch will ich einiger Unregelmässigkeiten in Handhabung dieser Datirung gedenken. Zuerst zählte man hie und da mit der Bezeichnung mense intrante über die Mitte des Monats hinaus weiter, so: 1287 die lune decimo intrante Martio... usque ad diem Jovis vicesimum intrante Martio (Ann. Forojul., Scr. XIX, 203); 1274 die Jovis II. intrante Augusto... die autem Veneris 17. intrante Augusto (ebd. 199); 1041 mense Martio decima septimo intrante (Ann. Bar., Scr. V, 54); 1315 die dominico videlicet Reminiscere 16. intrante Februario (Ann. Foroj., Scr. XIX, 219); Tridenti, die dominico 19. incipiente Februario 1307 (Helwig). Sodann aber zählte man auch bei der rückläufigen Zählung nach mense exeunte über die Mitte hinaus. So vielfach in 31tägigen Monaten beim 16., der von vorn wie von hinten gezählt der 16. Tag ist. Dann aber mit grösseren Zahlen, so: 1273 vicesimo die exeunte Aprili (Boos, Baselland); 1184 die Jovis decima septimo exeunte Martio (Font. rer. Austr. II, 5, 54); 1288 die XVI. exeunte Februario (ebd. II, 40,19). Vereinzelt aber kommt sogar ein Vorwärtszählen über die Mitte und dennoch der Beisatz exeunte vor. In dem Libellus qua Aquilejae in ecclesia festivitates saeculo XIII edebantur bei Althanus (comes Salvarioli), de Calendariis p. 280 heisst es: annunciamus diem pasche sexto die intrante mense Aprili, initium vero quadragesime decimo nono die exeunte mense Februario. Bei Ostern = 6. April ist Aschermittwoch = 19. Februar. Auch das Datum des Culmer Urkb. (I,151) 1325 die XXIII. decrescente mense Julio ist vom Herausgeber (Woelky) auf diese Weise als Juli 23. erklärt. Als Sonderbarkeiten will ich anführen: 1271 sexta feria intrante Julio = 3. Juli (Font. rer. Austr. II, 39,161); 1035 quinto idus intrante Augusto (Ann. Bar., Scr. V, 54).
Die Berechnung der Tage des mensis exiens ist so: Man addirt zu der Zahl der Monatstage des verlangten Monats 1 und zieht von der Summe die Tageszahl des mensis exiens ab. Zur leichteren Reduction diene folgende Tabelle der dies mensis exeuntis.

mensis
exeuntis

im Monate von

31 Tagen

30 Tagen

29 Tagen

28 Tagen

16

16

-

-

-

15

17

16

15

-

14

18

17

16

15

13

19

18

17

16

12

20

19

18

17

11

21

20

19

18

10

22

21

20

19

9

23

22

21

20

8

24

23

22

21

7

25

24

23

22

6

26

25

24

23

5

27

26

25

24

4

28

27

26

25

3

29

28

27

26

2

30

29

28

27

ult.

31

30

29

28

Auf Taf. XXVIII ist hinter dem römischen Kalender immer eine Rubrik für die consuetudo Bononiensis mensis exeuntis in ihrem Verhältniss zu dem modernen Monatsdatum eingerichtet. Nachtrag: Weitere deutsche Beispiele für diesen Gebrauch sind: 1282 des newnten ingeenden hornung (Oesterreich. Weisth. V, 92: Tyrol); 1336 an dem dritten tage ze ineganden abrellen (Gen. -Land. -Arch. Karlsruhe, S. Blasien); 1360 zinstag nach ingendem hauen (Fürstenb. Urkb. VI, 310). Mit deutscher Wiedergabe der dies penultima: 1502 uff one eyn tag den letzten des monates Augusti (Frankf. Rechenbuch, Ausgabe für Söldner), und als allgemeinere Datirung ohne bestimmtes Tagesdatum (I, 30 Anm): 1393 ze usgendem meiien an dem nächgeding (Gen. -Land. -Arch. Karlsruhe, S. Blasien).

Consuetudo Gebennensis s. Osteranfang.

Consuetudo Gneznensis provincie s. Indiction.

Consuetudo Leodiensis s. Indiction.

Consulatsjahre. Die ursprüngliche römi- |31| sche Jahresbezeichnung war die nach den beiden Consuln. Sie ragt noch in die erste Zeit deutschen Mittelalters hinein, dann wie der Königstitel im rex sacrificulus den Sturz des Königthums überdauerte, so überdauerte auch der Consultitel den Sturz der Republik, ja den des weströmischen Kaiserthums. Das Consulat hörte für das Abendland mit dem Consul Decius Paulinus Junior 534 auf, für den Orient 541 mit dem Consul Flavius Basilius Junior, allein nun bezeichnete man, was früher nur in dem Falle geschehen war, dass im Anfang des neuen Jahres die neuen Consuln noch nicht bekannt geworden waren, von den Jahren dieser Consulate weiter zählend, eine Reihe von Jahren mit post consulatum oder p. c. Paulini (im Abendlande von 535 ab), Basilii (im Orient von 542 ab) v. c. (viri clarissimi) (25). Bis 546 datiren selbst die Päpste ausschliesslich in dieser Weise, wie sie auch später (nachweisbar seit 596), als sie auf Befehl nach Regierungsjahren der Kaiser datiren mussten, noch daneben die Jahre post cons. fortführten. Nachdem Justinus II. im Jahre 566 sich das Consulat beigelegt. hatte, setzte er auch in Urkunden den üblichen Regierungsjahren die Jahre seines Consulates als anni post consulatum (p. c.) bei (26).
In Italien hielt sich die Datirung nach Consulatsjahren vornehmlich in der päpstlichen Kanzlei. Nach der Kaiserkrönung Karls des Grossen wurde sie dann wieder neu belebt und so führten die Päpste neben den Regierungsjahren der Kaiser deren Postconsulatsjahre mit völlig gleichlautenden Zahlen und Epochen (Anfangstagenn) als ceremoniellen Ballast weiter. Das letzte Vorkommen dieser Datirung ist aus dem Jahre 904. Auf deutschen Boden wurde diese Unsitte nicht verpflanzt.

Conticinium, conticuum, im Alterthum die Zeit, wo die Hähne wieder verstummt sind (nach Macrobius und Censorinus); nach Plautus Asinus 3, 3, 95 die erste Nachtzeit vor Mitternacht. So ist es auch in die mittelalterliche Eintheilung der Nacht in Vigilien als erste Vigilie (caput vigiliarum) übergegangen, aber nur conticinium (schon 896 Ann. Senonens.). Primo noctis conticinio 1117 (Anselmus Gemblac.); 1291 in conticinio noctis 16. Kal. Febr. Mondfinsterniss (Ann. Steph. Frising., Scr. XIII, 58); ad usque conticinii tempus in der Vita Godehardi I (Scr. XI,195), was die Vita posterior (ebd. 203) durch post primam tantum noctis quietem wiedergiebt, den vorslap der Magdeb. Schöppenchronik (S. 17), primum somnium, wie es 1368 das Striegauer Stadtbuch bezeichnet.

*Conversatio Pauli 1393 (Revaler Stadtbücher III) ist wohl nur Schreibfehler für Conversio Pauli, Jan. 25. Auch Hampson II, 58 führt ein Beispiel an.

Chorfreitag, Freitag vor Ostern. Am heiligen chorfreytag 1494 (Helwig aus dem Wiener Hausarchiv). S. Karfreitag.

Cornelii et Cypriani m. Sept. 14. Zu Daten selten verwendet (Niederrhein).

Corona domini, s. Festum corone spinee.

Corpus Christi, Fronleichnamfest, Donnerstag nach Trinitatis, auch mit dem Beisatze vivificum, eingeführt von Urban IV. zwischen 1262 und 1264, bestätigt vom Concil zu Vienne 1311, 1316 von Joh. XII. mit der Octave versehen.

Correctio fraterna, Dienstag nach Oculi wegen des Evangeliums, Matthäus 18,15.

Cosmas und Damianus dag. Im Allgemeinen am 27. September begangen (Breslau 26. Sept., wegen der einfallenden translatio Stanislai s. das Heiligenverzeichniss). 1357 in sunte Cosme und Damiani daghe der hylghen heren (Cod. Anh. IV,121); ein anderes Beispiel, wo sie als Aerzte bezeichnet werden, s. bei Drei artzetag.

Costume des hofs van Camerijk, van Utrecht (25. Dec.), s. Osteranfang.

Chotember, Chotemmer, Quatember. Dez mitachs in der vasten in dem chotember 1345 (Font. rer. Austr. II,10, 307); dez sampztages in der chotemmer m der vasten 1317 (Urkb. ob der Enns V.); cottemer in der fasten (Städtechr. XI, 631); zu der cottemer pentecosten 1488 (ebd. I, 266); samstags in den chotempern in der pfingstwochen 1 299 (Helwig); Gretz freitag der nesten chotempern vor weinachten 1305 (ebd.); 1298 vor weinahten in der chottemper (Font. rer. Austr. II, 33,123).

Cras festi, crastinus (sc. dies), der Tag nach einem Feste.

Crastinus crastini, Uebermorgen, d.h. der dritte Tag nach einem Feste, den Festtag mitgerechnet. Ducange ed. Henschel II,1140 giebt aus einer französischen Quelle (Pariser Univ.-Statut) das Datum in crastino crastinii (!).

Crepusculum, im Alterthum die Abenddämmerung, ebenso auch im Mittelalter (auch mit dem Beisatz noctis). Sero in crepusculo (Ann. Forojul. Scr. XIX, 201); primo crepusculo noctis 1125 (Anselm. Gemblac.); sero quodam, noctis instante crepusculo (Rolandin. Patav., Scr. XIX,129); crepusculum vespertinum (Cont. Vindob., Scr. IX, 706; Ann. Isingr., Scr. XVII, 313; Ann. Neresh., Scr. X, 26); post solis occasum in ipso noctis crepusculo 1192 (Sigeberti contin. Aquicinct.)-a vespertina hora usque ad crepusculum (Vinc. Prag., Scr. XVII, 672); circa horam vespertinam immo post et ante crepusculum |32| (Ann. Foroj., Scr. XIX, 202). - Crepusculum (auch mit diei) für Morgendämmerung statt diluculum oder illucescente die ist seltener. So: 1095 a quarta ferme vigilia noctis in crepusculum fallen Sternschnuppen (Chron. mon. Casin., Scr. VII, 765). Crepusculum matutinum wird Scr. IV, 772 und 257 erwähnt, Scr. IV, 35 wird es crepusculum diei genannt, ebenso Chron. Autissiod., Scr. XXVI, 267. 1193 IV nonas Nov. ante crepusculum matutinum erscheint ein Zeichen am Himmel (Wilh. Neuburg., Scr. XXVII, 243). Es beginnt nach Scr. IV, 360 mit dem Zeichen zum Matutinum.

Chreuze s. Kreuztage.

Christabend, Christnacht, 24. December, Weihnachtsvigilie. An des heiligen christabunde ze wihenachten 1351 (Rockinger, Quellen VI, 420); 1482 an des hilligen Cristi avende (Riedel, c.d.Br.); 1509 am avende der bort Cristi unses heren (ebd.); 1484 up den hilligen Cristavent zu mitwinter (Publ.de Lux. 36, 293).

Christeintag, Christine, 24. Juli. An der heiligen junkfrawn sand Christeintag 1373 (Font. rer. Austr. II, 33, 261).

Christi beschneidung, geburt, himmelfahrt, Offenbarung s. Beschneidung, geburt, himmelfahrt, offenbarung Christi.

Christliche Zeitrechnung. Die im Mittelalter herrschende Zeitrechnung, d.h. Jahreszählung, ist die noch heute allgemein übliche christliche, die der Jahre a nativitate, oder nach dem älteren Sprachgebrauch ab incarnatione Domini. Ihre Epoche ist, wie schon der Name besagt, die Geburt, die Fleischwerdung Christi (die Abweichung in der Erklärung der incarnatio siehe bei Annunciationsstil ). Der Urheber dieser Zeitrechnung ist Dionysius exiguus, der sie in seiner mit dem Jahre 532 beginnenden Ostertafel zuerst zur Anwendung brachte im bewussten Gegensatz gegen die von ihm in der Ostertafel seines Vorgängers Cyrillus (437) vorgefundenen anni Diocletiani, oder aera martyrum. Durch welche Grunde Dionysius bewogen wurde, das Jahr 247 der Diocletianischen Zeitrechnung, mit dem die von ihm fortgesetzten Ostertafeln Cyrills abschlossen, gerade dem Jahre der Stadt 1284 und dem Jahre nach Christo 531 gleichzusetzen, und demnach seine eigene Ostertafel mit dem Jahre 532 zu beginnen, ist nicht zu ersehen. Seine Worte in dem an den Bischof Petronius gerichteten Prologe zum Ostercyclus (Janus, hist. cycli Dionys. p. 63): Noluimus circulis nostris memoriam impii et persecutoris innectere, sed magis elegimus ab incarnatione domini nostri Jesu Christi annorum tempora praenotare - das einzige, was er über seine Neuerung bemerkt - lassen schliessen, dass seine Berechnung der Jahre Christi auf damals noch allgemeiner bekannten Thatsachen und Annahmen beruhte. Dieser Umstand musste der neuen Zeitrechnung, der abgesehen von der Wichtigkeit der Ostertafeln für das bürgerliche und kirchliche Leben gerade die Anknüpfung an Christus, das Haupt der Welt, eine besondere Bedeutung verlieh, zu um so rascherer Verbreitung verhelfen. Treffen wir sie auch noch nicht in den Inschriften und Urkunden des 6. Jahrhunderts, so ist sie doch schon in Werken dieses Jahrhunderts zur Anwendung gebracht, von Cassiodor in seinem computus paschalis und - nach Bethmann - von einer vaticanischen Handschrift aus dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts (27). Bedas Ostertafeln, die Fortsetzung der Dionysischen, erhöhten die Verbreitung der neuen Rechnung im Abendlande sehr. Im 8. Jahrhundert ist sie schon in Privaturkunden Frankreichs vertreten, seit der ersten Hälfte des 9. Jahrh. in solchen Deutschlands, während die Karolinger vor der Regierung Ludwig III. sich ihrer in ächten Urkunden niemals bedienen (siehe Bresslau, Urkl. I, 839). In päpstlichen Urkunden kommt die christliche Zeitrechnung erst unter Johannes XIII. (965 bis 972) vor.
Die bei den Datirungen angewandte Formel heisst: anno ab incarnatione domini, anno dominice incarnationis, anno a nativitate domini, anno domini, anno Christi gratie, anno gratie, anno salutis, anno verbi incarnati, anno orbis redempti. Italische Urkunden greifen auch zu poetischen Formeln: Virgineo carnem sumpsit qui ex utero puram, anno ejusdem 1508 und Unigenitus dei ex quo virginis factus est filius anno 1184 (Mitth. des Inst. für östr. Gesch. 7, 465). In deutschen Urkunden nach Christi geburt, nach der geburt Christi unseres heilands und seligmachers, nach gottes geburt, by unsere heren godes oldere, do darnach an den nahsten weinachten Christus Jesus unser herr nach der menschhait het alters ganczer jar 1306.
Die Bezeichnung älterer Chronologen anni humationis Christi ist entschieden ein Lesefehler für anni humanationis oder humanitatis dominice, wie Arnulfus, Gesta epp. Mediol. (Scr. VIII, 27) schreibt.
Die Bezeichnung anni trabeationis hat neuere, Erklärer zu dem Irrthume verführt, es läge ihr eine Datirung nach der Kreuzigung Christi zu Grunde. Allein trabeatio ist - den Daten nach - entschieden mit incarnatio identisch, ubi trabea carnis indutus est, wie Pilgram p. III. aus einer Weihnachtspredigt des h. Fulgentius anführt. (Siehe auch l'Art de ver. les dates.) Dagegen werden die anni a passione, obgleich |33| sie beim Jahresanfang mit Ostern im XI. Jahrh. auch mit den annis incarnationis gleichwertig gebraucht werden (siehe Osteranfang ), dann und wann neben den Jahren der Incarnation genannt und wirklich von der Kreuzigung Christi an gerechnet, die je nach der Auslegung der biblischen Angaben auf das Osterfest des Jahres 32, 33 oder 34 gesetzt wird. Ducange giebt schon in der ersten Auflage unter Annus einige Beispiele dieses Gebrauchs aus Conques in der Guyenne: anno ab incarnatione domini 1062 a passione 1029; anno ab incarnatione domini 1060 a passione 1028; anno ab incarnatione domini 1093 a passione 1059. Doch stammen die sämmtlichen Daten aus einem Copialbuche und kann der Zusatz daher eine Spielerei eines müssigen Kopfes sein, wie ja auch oftmals Epakten und Concurrentenangaben etc. m Copialbüchern hinzugesetzt wurden, s. Osteranfang.
Die Zeitrechnung des Marianus Scotus (+ 1082 in Mainz), der den Tod Christi um 22 Jahre früher, in das Jahr 12 unserer Zeitrechnung, setzte und in seiner Chronik (Scr. V) seine Jahre denen des Dionysius beifügte, hat ausser seinen unmittelbaren Fortsetzern und Ausschreibern keine Nachahmer gefunden. Auch die anderweitigen Hypothesen über den Tod resp. die Geburt Christi stimmen darin überein, dass die Annahme des Dionysius fehlerhaft sei, nur können sie nicht über die Grösse des Fehlers einig werden. Keineswegs aber werden diese Theorien die einmal eingeführte und mit allen unseren Institutionen so innig verwachsene Dionysische Zeitrechnung umzustossen vermögen.

*Christmas (engl), Weihnachten. H.

Christmess, die erste Messe am Weihnachtstage (in gallicantu), Flurheim alle Kirchengesänge 1529 (Stadtbibl. Frankf. a. M).

Christmond, December in allen Zeiten des Mittelalters und nach allen Dialecten.

Christnacht s. Christabend.

Christtag, Cristestag, 25. December, Weihnachtsfest. Am freitage vor des heiligen Crist tage seyner hylgen geburd 1446 (Bresl. St.-Arch.); 1333 an der nehesten mittwochen nach dez heiligen Cristes tage in den wyhennachten (Hilgers, Speyer. Urkb.).

Chronogramm, Chronostichon, Chronodistichon s. Jahresbezeichnung.

*Crossday, crossmasday (engl), die beiden Kreuzfeste, exaltatio, Sept. 14 und inventio, Mai 3; im Zweifelfalle das erstere. H.

Crucedracht, s. Kreuztag, Kreuztage, Marchsentag.

Crucen, crucedagc, chrutzewoche, cruceweke s. Kreuztage.

Cruces, die Bettage vom Sonntag Vocem jucunditatis bis Dienstag in der mit ihm beginnenden Woche, s. Kreuztage.

Cruces nigre, die Litaneien des Marcustages, wo die umher getragenen Kreuze umhüllt wurden (Durandus), s. Marchsentag.

Cum clamarem ad dominum, Messeingang des 11. Sonntags nach Pfingsten (Psalm 54,17) und des Donnerstags nach Aschermittwoch, s. Dum clamarem.

Cum medium (quietum) Silentium s. Dum medium Silentium.

Cum sanctificatus fuero s. Dum sanctif. fuero.

Chunigund etc. s. unter Kungundentag.

Chuermisse s. Frauentag erer bodeschup.

Churnacht, Donnerstag nach Neujahr in Strassburg (Haltaus ed. Scheffer 78).

Cursus civitatis Bari s. Byzantinischer Jahresanfang ; Indictio graeca.

Cursus curie Hollandie s. Osteranfang.

Cursus Florentie, Pisarum s. Annunciationsstil.

Cursus Janue s. Indiction.

Cursus Pisanus s. Annunciationsstil.

Curs van Utrecht (25. Dec.) s. Osteranfang