V.
Vacantie s. Dominica vacans.
Vado ad eum, Evangelium (Joh. 16, 5-15) des Sonntags Cantate. 8. kal. Junii 1261 precedente dominica qua cantatur: vado ad eum, scilicet in festo Urbani, das heisst: am 25. Mai, am Urbanstage, dem der Sonntag vado ad eum - Mai 22 - vorhergeht (Scr. XXIV, 216).
Vaka ist auf skandinavisch: hoher Festtag (mit Vigilie).
Valentinstag, Valentistag, Valtenstag, Valenteinstag, Valteinstag, Faldienstag, ist ohne nähere Bezeichnung, mit Ausnahme der Daten aus der Passauer Diöcese, stets auf den 14. Febr. zu beziehen. In der genannten Diöcese ist die grössere Wahrscheinlichkeit für den 7. Jan., den Tag des heil. Valentin, Bischofs von Passau, der dort mit grösser Feierlichkeit begangen wird. Eigentümlich ist die Bezeichnung druczechenhundert jar und zwelfte halbe jar an sant Valenteinstage (Font. rer. Austr. II, 33, 149), was auf die in der Passauer Diöcese solenn begangene Translatio s. Valentini ep. Patav. zu beziehen, also auf den 4. Aug. 1311 zu reduciren ist.
Valentinstag des marterers ist stets der 14. Febr., auch in den beiden Diöcesen Passau und Salzburg. Mitichen vor sant Valenteinstag da er gemartert ward 1290 (Urkb. ob der Enns).
Valentinstag des heiligen bischoffs 1434, Valteinstag des pisschofs 1417 (Helwig aus dem H. A.) ist, in Passauer oder benachbarter Diöcese verwendet, der 7. Jan.
Valenteinstag nach dem obristen, nach dem heiligen prehentage 1355 (Urkb. ob der Enns VII.), selbst in den weihenachten feirtagen 1449 (Steyerm. Arch.) ist der 7. Jan., im Gegensatz zu
Valenteinstag in dem hornunge 1333 (Innicher Stiftsarchiv), nach der lichtmesse 1321 (Font. rer. Austr. II, 33, 171), vor der tumben wuetten vasnacht 1359 (Pilgram), var dem vassange 1303 (Urkb. v. St. Lambr.), die sämmtlich den 14. Februar bezeichnen. Auffallend ist es, dass selbst eine mecklenburgische Urkunde datirt ist: 1397 des dynkesteszdaghes aldernegest na sunte Valentinsdaghe na lychtmyssen (Hauptarchiv Schwerin).
Valentinstag in dem snit ist die in der Passauer Diöcese feierlich begangene Translatio Valentini ep. Patav., Aug. 4. 1374 an dez heiligen herrn sand Fallenteinstag in dem snit (Urkb. ob der Enns VIII, 711, hier fälschlich auf Juli 16 reducirt, siehe auch Valentinstag ).
*Valeriusdag des heiligen bischoffs 1473 (Publ. de Lux. 34. 116), Valerius ep. Trever. cf., 29. Janr.
Vandinghe unser lieben vrauen s. Frauentag erer vandinghe.
Varleichnam, Fronleichnam, s. Warleichnam.
Vasabend, grosser s. Fastelabend, grosser.
Vasang, Vassnacht, Vastelabend, Vasten s. unter F.
Veicztag, Veichstag, Veiczentag, Veitstag, Veisstag, Veytstag, Veychtstag, Veychtentag, Veidestag, Vitus, 15. Jun., s. auch Heilthumsfest.
Veiste dinstag etc. s. unter F.
Veke für weke (plattdeutsch), so: veke vor Michelis (Hans. Geschichtsqu. IV, 66).
Veltinstag, Vellentinitag, Velteinstag, Feldienstag, Valentinus. An sante Feltinstag der vil des jares (1349) uf einen samesdag (Städtechr. VIII, 104) ist der 14. Febr. |198| Vendemiaire s. Revolutionskalender.
*Vendredi adore (franz.), Charfreitag s. Dies adoratus.
Veneratio sanguinis s. Festum sanguinis.
Veni et ostende nobis faciem tuam domine, Sonnabend in der Adventsquatember (nach dem 3. Adventssonntag) nach PS. 79, 4. In sabbato quatuor temporum veni et ostende 1329 (Riedel, c.d.Br.); 1333 sabbato quatuor temporum veni et ostende (Mecklb. Urkb. nr. 5470). Aber auch die ganze Adventsquatember wird dadurch angedeutet, so dass man zu Daten gelangt, wie: feria quarta quatuor temporum veni et ostende 1325 (Walsroder Urkb.).
Veni sancte Spiritus, Pfingstsequenz.
Venite adoremus deum (PS. 94, 6), Samstag in der Quatember Crucis, d.h. der Samstag nach dem Mittwoch nach Kreuzerhöhung (Sept. 14). 1370 XX. die Septembris quo cantatur: venite adoremus (Riedel, c.d.Br.).
Venite benedicti patris mei (Matthäus 25, 34), Introitus des Mittwoch nach Ostern, so: Datum venite benedicti anno (14)61 (Culmer Urkb. I, 514).
Ventose s. Revolutionskalender.
Ver s. Jahreszeiten.
Verba mea auribus percipe, Introitus des Sonnabends nach Oculi (Ps. 5, 2).
Verboten zeit, von Circumdederunt (Septuagesima) bis zum Ostersonntag. S. Allelujah, Gebundene zeit.
Verbum incarnatum s. Vigilia verbi incarnati und Christliche Zeitrechnung.
Verbundene zeit s. Gebundene zeit, Allelujah.
Verdintag, nach Haltaus ed. Scheffer 45 für Mittwoch (4. Tag). Ich zweifle an der Richtigkeit, falls es nicht einer Uebersetzung aus dem lateinischen Original (feria quarta) entstammt.
Verentag, Verenentag, Frenentag der heil. meyte, Verena, 1. Sept.; daraus macht Fischart einen Verenenmonat für September (Weinhold, Monatsn. 59).
Verklärung Christi s. Transfiguratio domini. Uns heren verkleringe (Kölner Kal. in Bachmann, über Archive).
Verkorener, verschworener montag siehe Geschworener montag.
Verloren montag, bei den Niederländern der Montag nach Epiphania (Reinsberg, Calendrier belge 36). Hängt jedenfalls mit dem ungebotenen Mittwinterding zusammen, s. Geschworener montag.
Verpunden zeit s. Gebundene zeit, Allelujah.
Verrisenis, verrisinge unses heren, Auferstehung des Herrn, Ostern (zwei Livres d'heures im Privatbesitz).
Verstetag. Pilgram, führt aus Mon. boica VI, 418 an: 1336 des nechsten suntages nach der versten tag und räth herum, was es sei. Von seinen Vorschlägen (Lesefehler für Veictentag; viersten = vierten; uersten = ersten) adoptirt Helwig den mittlern, und schreibt statt nach der versten tag = nach den vier tagen. Ich möchte uerstentag = urstendtag, Auferstehungstag, lesen, s. Urstende.
Verteinnacht s. Vierzehen nacht.
Vertich dage, deutsche Uebersetzung von Quadragesima für Fasten. Am sondage der hilgen vertich dage, alse me singeth in der hilgen kerken Oculi 1449 (Lüneb. Urkb. VII.).
Vertyden, Quatember. 1415 des vrydaghes an den vertyden vor wynachten (Hamburger Stadtarch.).
Verzworen rnaendag s. Geschworner montag.
Vespera gen. vespere, oder vesper gen. vesperis, Aufgang des Abendsterns, Zeit nach Sonnenuntergang vor der eigentlichen Dämmerung. Im Mittelalter wird auch tempus vespertinum, vespertinale dafür gesetzt, und es auch durch vesperascente die u. ähnl. umschrieben (analog dem illucescente die). In meditullio circa meridiem et vesperam (Ann. Ottenbur., Scr. XVII, 317) gleich aliquantulum post meridiem (Scr. XVII, 528); vesperascente die (839 Ann. Xant.; 894 Ann. Fuldenses); advesperascente die 1159 (Ann. Camerac., Scr. XVI, 532); circa tempus vespertinum post nonam aliquanto intervallo (Scr. XVI, 14); tempore vespertinali hora undecima (Scr. XXIII, 854). De vespere ist analog dem classischen de meridie etc., nach der Abendzeit. So: de vespere post solis occasum inter horam sextam et septimam (der neuen Zeitrechnung), prima hora noctis (der alten Uhr) (Ann. Massil., Scr. XXIII, 7). Im Mittelalter steht auch für vespera = serum (s. Sero ).
Vesperbrod, vesper s. Mahlzeiten.
Vespere, zuerst (s. Tertia
) am Schluss der zwölften Stunde des Tages abgehalten und daher duodecima
und, weil für diese Andacht in den Kirchen das Licht entzündet wurde,
von älteren Schriftstellern (s. Durandus, Rat. div. off. V, 9, 9, und Martene,
De ant. rit. eccl. p. 2) hora incensi und lucernarium genannt, das in der Karolingerzeit
noch als hora lucernaria nachklingt. Etwa im 6. Jahrh. wurde sie dann durch
das Completorium (das dem Tagesdienst wohl durch Benedict hinzugefügt wurde)
mehr nach der Mittagszeit, das heisst etwa in die elfte Stunde des lichten Tages,
hingedrängt (s. Stunden ). Durandus, Rat.
div. off. V, 1, 5, sagt vespere vero representant undecimam et completorium
duodecimam. Im Gegensatz zu den laudes matutine wird die Vesper auch wohl -
mit dichterischem Anflug - laudes vespertine genannt, auch psalmodia vespertina,
synaxis vespertina (Regula Benedicti c. 27; Adv. Landoaldi, Scr. |199| XV, 607),
officium vespertinum, nach dem Geläut auch sub pulsu vesperarum. Die Vesper
wird häufig in Quellen erwähnt, so: a vespertina hora usque ad crepusculum
(Vinc. Prag., Scr. XVII, 672); cira horam vespertinam imo post et ante crepusculum
(Ann. Foroj., Scr. XIX, 202); usque ad vesperam (vorher hora sexta, Ann. Zwifalt.,
Scr. X, 56); des abendes to dreen schlegen edder daby (Mecklb. Jahrb. 27, 72);
circa horam vesperarum 1270 (Cont. Novimont., Scr. IX, 672); 1241 a meridie
usque ad horam vesperarum (Ann. Fossumbr., Scr. XVI, 14). Nach dem Stolbergschen
Kirchenregister von 1515 im Wernigeroder Archiv, Jan. 5, und später öfter:
zu einem schlage des scygers sal man zur vesper lewten, so auch am 14. August:
zur vesper umb einen schlag. Schmeller- Fromm., bayr. Wb. 849, citirt aus dem
Amberger Stadtbuche von 1554 für die Vesperzeit: das ist im Sommer umb
drey, und im Winter umb zwo Uhr nach mittag. Vespere prime, secunde. Grössere
Feiertage fingen mit der Vesper des Vortages an und schlössen mit der Vesper
des Festtages selbst. Die erstere, die vespere prime, war die feierlichere der
beiden und wird deshalb oftmals in Datirungen für den Vortag verwendet.
Die geringeren Heiligentage dauerten mit ihren speciellen Andachtsübungen
(de festo) nur von der Vesper bis zur None, nachher trat der Tagesdienst (de
feria) wieder in sein Recht. Quolibet anno in crastino translationis S. Gerardi
celebrabantur (in Toul) hore a toto conventu in dicta turre a primis vesperis
usque ad secundas (Scr. VIII, 647, Anm. 98); fratres una die simul redierunt,
que erat vigilia beati Laurentii patroni nostri gloriosi unde divinum officium
diu intermissum a primis vesperis solempnitatis ipsius martyris inchoantes resumpserunt
1095 (Scr. VIII, 279). 1460 wird der Breslauer Kirche ein Jubelablass verliehen
auf einen Tag: in die decollationis Johannis baptiste a primis vesperis usque
ad secundas (Ratiborer Chronik, Zeitschr. für schles. Gesch. IV, 120);
festivitas s. Vitoni venerat in qua ad primas vesperas et missam collecta cleri
convenire solet (Gesta epp. Vird., Scr. X, 502). Diese Stellen, in denen allerdings
stets der Plural vesperae steht, sprechen für die obige Deutung, die nach
der Brevierrubrik auch vollständig richtig und zulässig ist. Busson
suchte in Göttinger gelehrte Anzeigen 1872, S. 1797, die Identität
der Singularform vespera secunda mit Completorium (und folgerichtig dann doch
auch vespera prima mit vespera) aufrechtzuerhalten unter Anführung folgender
Beispiele: filia ducis Burgundie copulata fuit regi Rudolfo in secunda vespera
Blasii 1184 (Ann. Sindelfing., Scr. XVII.); domina Elisabeth ducissa peperit
filiam in secunda vespera s. Gregorii (Hermanni, Ann. Altah.). Aus ersterer
Quelle lassen sich noch anführen: 1281 indictione 9 copulavi Ellam filiam
meam Bebelingen in secunda vespera Agnetis; 1286 comes Albertus cum multis comitibus
in secunda vespera Briccii venit Sindelphingen; 1286 in secunda vespera Cosme
et Damiani; 1286 comes Eberhardus nuptias celebravit in secunda vespera Conradi
episcopi Constantiensis. Nach der Cont. Praedic. Vindobon. (Scr. IX, 728) verbrennt
Wien 1358 in secunda vespera Afre virginis, ebenso nach der Cont. Sancruc. (ebd.
645) in secunda vespera Afre in nocte. Die Contin. Floriacensis (ebd. 753) rechnet
a vigilia b. Bartholomei 1309 usque in secundam vesperam b. Laurentii 1310.
Die Ann. Mellic. (ebd. 504) melden zu 1154 in circumcisione domini prima vespera
eclypsis lune a crepusculo usque ad mediam noctem facta est. Ich führe
diese Beispiele an, ohne indessen der Bussonschen Erklärung mich anzuschliessen.
Die Mondfinsterniss ereignete sich allerdings am 1. Jan. 1154; auch die Heirathen
Abends sind nicht unwahrscheinlich, die Rechnung der Cont. Floriac. mit ihrer
Nebeneinanderstellung der vigilia mit der secunda vespera lässt nur die
Deutung als Tagesbezeichnung zu. Ebenso auch das Beispiel der Verbrennung Wiens,
besonders wegen des Beisatzes in nocte, während am 7. August doch das Completorium
nicht in nocte fällt. Noch mehr ins Gewicht fällt das Urkundendatum
1296 in prima vespera sancti Dionysii martiris (Font. rer. Austr. II, 31, 457)
1306 in prima vespera Bonifacii (ebd. II, 35, 28); 1288 in prima vespera sancti
Martini confessoris et pontificis (ebd. II, 11, 256); 1356 in primis vesperis
sancte Marie Magdelene (ebd. II, 10, 373). Hierfür ist eine Erklärung
des pr. v. als Tageszeit durchaus nicht zulässig. Auch ohne das prime wird
vespere für vigilia gebraucht: 1328 in vesperis Primi et Feliciani martirum
beatorum (ebd. II, 35, 170). Das secundo vespere einer Urkunde von 1211 (Mecklb.
Urkb. 203) hat mit vespera als Gottesdienst nichts zu thun, sondern nur mit
vesper = Abendzeit. Es werden da gottesdienstliche Handlungen in die sancti
Augustini tribus vicibus vespere, mane et secundo vespere vorgeschrieben.
Nachtrag: Dass auch der Singular vespera prima den Vortag und nicht eine Tagesstunde
bedeutet, zeigt klar: In prima vespera sanctorum decem milium martirum Achatii
etc. hora quasi terciarum 1370 (Hauthaler, Salzburgisches Registerbuch, Progr.
1893, nr. 101). Auch im Deutschen tritt der Singular auf. Ein Ablass am Michaelistage
soll währen von der ersten vesper am abend (d. h. am Vortage) unz zu der
andern vesper am tag (am Festtag selbst) (Strettlinger Chronik 61).
Vespertyd, in deutschen Urkunden die Bezeichnung der vespere (sc. hora). Die Complete oder das Completorium schliesst sich bald daran (s. Vespere ). Daher kann die Angabe 1451, Oct. 23, umtrent vesper off compliet (Hanserec. II, IV, 10) nicht auffallen.
Vetrnaht (skandinavisch), die erste Winternacht, d.h. der 14. Oct. (s. Sommertag ).
Victoirsdag, Victoersdach, Victor m., in der Kölner, Lütticher und Utrechter Diöcese am 10. Oct., ein viel in niederrheini- |200| sehen Quellen (auch mit Gereon zusammen) erwähnter Heiligentag. Up sunte Victorsdach den tienten dach van October 1380 (v. Mieris).
Victoria Michaelis, die Apparitio Michaelis am 8. Mai.
Victricem rnanum tuam domine laudaverunt pariter nach Sap. 10, 20, Introitus des Donnerstags nach Ostern (v. Erath 993).
Viderunt ingressus tuos, Messeingang der Transfiguratio domini nach einem Theil der deutschen Missale.
Vidi aquam, Messeingang des 15. März, Longinus m., in Gnesen.
Vidi dominum sedentem super solium excelsum, Responsorium der ersten Brevierlection am Sonntag nach dem 28. Oct., wo die Lectionen aus dem Ezechiel beginnen.
Vidimus stellam ejus, Dreikönigsfest, 6. Jan., nach einer Antiphone.
Vidua electa kommt nur besonders geehrten heiligen Frauen zu, z.B. Elisabeth, Hedwig.
Vidua Naim (Evang. Luc. 7, 11-17) ist am 17. Sonntag nach Pfingsten.
Vigilia, pervigilium, nox, abend, Vorabend, bannfasten,
auch profestum, vorfest, der voddere dagh (s. diese alle), bedeutet den Tag
vor einem Feste. Doch ist vigilia als kalendarischer Begriff von der Vigilienfeier
der Kirche wohl zu unterscheiden. Vigilia tritt in Datirungen bei vielen Tagen
auf, die einer besondern kirchlichen Vigilienfeier völlig entbehren. Weidenbachs,
angeblich auf die damals „ungedruckten Ingelheimer Haderbücher" sich
stützende, nach Loerschs Herausgabe derselben durchaus nicht bewahrheitete
Annahme, bei Festtagen mit kirchlicher Vigilienfeier, die auf einen Montag fallen,
weise der Ausdruck vigilia auch in Datirungen auf den Sonnabend, den Tag der
kirchlichen Vigilienfeier, lässt sich daher als feste Regel nicht hinstellen.
Zahlreiche Beispiele aller Jahrhunderte können als Beweis dienen, dass
man zu allen Zeiten in Datirungen sich um den kirchlichen Gebrauch bei vigilia
nicht kümmerte, sondern stets auch den Sonntag als vigilia eines oft nur
gering gefeierten Tages bezeichnete, wenn dieser Sonntag kalendarisch auf den
Tag vor dieses Fest fiel. So: in vigilia natalis domini que in die dominica
tunc evenerat 1088 (Ann. Disibod., Scr. XVII, 9); advenientibus autem vigiliis
assumptionis b. Virginis que eo tempore in die dominico advenerunt (Romualdus,
Scr. XIX, 458); sequenti die dominica octava videlicet die stante mensis Julii
in vigilia b. Jacobi (ebd. 452); 1177 nono kal. Aug. scilicet vigilia beati
Jacobi apostoli... sequenti vero die in festo sancti Jacobi quod feria secunda
evenit scilicet octavo kal. Aug. (Gesta Heinr. II, Scr. XXVII, 96); in dominica
die que fuit vigilia Barnabe (Epist. de morte Fred, imp., Scr. XX, 496); in
vigilia b. Johannis baptiste die dominica 1191 (Gesta Trevir., Scr. XXIV, 392);
die dominica qua erat vigilia sancti Mathei apostoli et evangeliste 1192 (Scr.
XXV, 159); 1293 vigilia sancti Mathei apostoli die dominica (Scr. XXVIII, 596);
1295 in die pasche quod tunc evenit in vigilia Ambrosii (Ann. Osterhof., Scr.
XVII.); in vigilia b. Martini que illo anno evenit in dominica (Gesta epp. Eichst.,
Scr. XXV, 592); 1371 dominica quasimodogeniti vigilia Tiburtii (Cod. dipl. Sil.
IX); 1376 dominica secunda post Bartholomei, was avend user vrowen der lateren
(Sudendorf V, 82); 1378 dominica in vigilia Nicolai confessoris gloriosi (Font.
rer. Austr. II, 37, 155); 1382 des ersten sondaghes in der vasten, in sunte
Mathies avende (Sudend. 269); an dem suntage vigilia nativitatis Marie 1421
(Riedel, c. d. Br); sondach op sente Maria Magdalenen avont (Publ. de Lux. 33,
327); 1479 des sundages nach Galli und was der abent Luce evang. (Duderstädter
Urkb. 390); am suntage an sant Lorenczenobent 1500 (Städtechr. XI, 621);
1556 uff sontag vigilia Matthei (Buch Weinsberg II, 86). Die Ann. Polon. (Scr.
XIX, 648) haben sogar: 1283 vigilia vigilie s. Thome ap. dominico die. Folgende
Stellen bei Sudendorf (Braunschw.-Lüneb. Urkb.) scheinen das richtige und
meistens angewandte Verfahren zu zeigen. Man fastete - wenn es Vigilien mit
Fasten waren, was nicht alle sind - Sonnabends und beging die Vigilie, der kirchlichen
Feier nach, oft mit verstärkter Feierlichkeit am Sonntag: 1381 des sonnavendes
vaste men sunte Katherynen... des sondages in sunte Katherynen avende (Sudend.
V, 266); 1382 des sonavendes do vastede myn heren den hilgen dren konynghen...
des sondaghes in twelfften avende (Sudendorf V, 268); 1383 des sonnavendes vaste
men sunte Andreas... des sondages in sunte Andreasavende (ebd. VI, 72); 1378
des sonnavendes vaste men allen hilgen... des sondages in aller hilgen avende
(ebd. V, 164); des sonnavendes in sunte Barbarendage do vaste men sunte Niclawes....
des sundages in sunte Niclawesavende.... des montages in s. Niclawesdage (ebd.
167). Ebenso werden daselbst V, 82ff. 1377 verschiedene Fasten (Lichtmess, Barthol.,
Andreas und auch Laurentius) auf Sonnabend verschoben, deren Abende auf Sonntag
fielen. Dagegen heisst es auffallender Weise in Sudend. VI, 42 für 1383,
wo Laurentiusabend wieder auf einen Sonntag fiel: des sonnavendes in sunte Laurenciusavende,...
des sondaghes... des mandaghes in die Laurentii. Hier hatte man also die Vigilienfeier
verschoben, 1377 nur das Fasten. Nach allem diesen wird man gut thun, nur dann
eine Translation auf |201| Sonnabend anzunehmen, wenn besondere Gründe
dafür sprechen oder ein fest eingehaltener Diöcesangebrauch sich durch
andere Datirungen sonst nachweisen lässt, sonst aber die Vigilien, die
kalendarisch auf Sonntag fallen, unbeirrt auf Sonntag zu reduciren. Originell
ist die Datirung: in vigilia crastini festi epiphanie 1357 (Ludewig, Rel. msc.
V, 516).
Nachtrag: Einem Beispiel, dass die Vigilienfeier eines auf Montag fallenden
Festtages auf den Sonnabend gelegt wird: 1396 die sabbatino vigilia Anthonii
- dominica ante Anthonii - Vincentii (Drachenfelser Rechnung in Ann. für
Gesch. d. Niederrh. 54, 22) stehen zahlreiche neue Beispiele gegenüber
dafür, dass der Sonntag als Vigilia eines anderen Festtages bezeichnet
wird: 1461 uff suntag sancte Thomas abent (Staatsarchiv Weimar F. 510); 1467
sontag vigilia purificationis v. Marie (ebda. F. 561); 1494 sontag vigilia Michaelis
(Arnstädter Urkb. 419); 1498 sontagk vigilia Elisabeth (Ernest. Gesammtarch.
Weimar); 1502 sontags vigilia Ciriaci (ebda.); 1505 sontags am abent nativitatis
Marie gloriosissime (Staatsarch. Weimar F. 510); 1532 sonntags am abend Johannis
baptiste (Ernestin. Gesammtarch. Weimar). Ich füge noch hinzu 1465 sondach
op sente Maria Magdalenen avont (Publ. de Lux. 33, 327), bei dem I, 200b die
Jahreszahl weggeblieben war.
Vigilia apostolorum, 28. Juni, die Vigilie von Peter und Paul.
Vigilia claustralis, in einzelnen Missalen, z.B. von Hildesheim, das, was Bannfasten oder vigilia cum jejunio bezeichnet, eine mit Fasten verbundene Vigilie. Die Anordnung derartiger Vigilien ist nach den einzelnen Diöcesen verschieden.
Vigilia Christi, domini, die Weihnachtsvigilie.
Vigilia verbi incarnati, im Cluniacenserbrevier die vigilia nativitatis domini.
Vigilia vigilie, deutsch aventsavent, kommt regelmässig nur bei Weihnachten, Pfingsten und Allerheiligen vor, doch findet sich hie und da diese Bezeichnung auch bei anderen grösseren Festen. So Johannes der Täufer 1342 (Liegn. Urkb.), Lichtmess 1346 (Walkenried. Urkb.), Himmelfahrt 1350 (Ludewig, Rel. msc. VI, 412), Jacobus 1491 (Zeitschr. d. schles. Geschichtsvereins II, 237), Thomas ap. 1283 (Ann. Pol., Scr. XIX, 648), Octava epiph. domini 1324 (Stadtarchiv Jauer). Steht vigilia vigilie ohne nähere Bezeichnung (wie im Urkb. der Stadt Hannover 1360), so ist darunter die vigilia vigilie domini, die Weihnachtsprävigilie, die bedeutendste der Prävigilien zu verstehen.
Vigilie. Die Nacht wurde im frühen Mittelalter in vier Vigilien (auch stationes) eingetheilt. Die gottesdienstlichen Abschnitte derselben vereinigten sich als Nocturnen mit den laudes matutine zum officium matutinum (s. Tageszeiten und Nocturni ). Die erste Vigilie caput vigiliarum oder conticinium: Prima vigilia noctis 1219 (Gesta epp. Leod., Scr. XXV, 83); nocte veniente prima noctis vigilia (Ann. Plac., Scr. XVIII, 451); prima noctis statione 936 (Ann. Senonens.); prima vigilia noctis (Ann. Steph. Frising., Scr. XIII, 54). Die zweite Vigilie vigilia media oder intempestum: circa secundam vigiliam noctis (Contin. Lambac., Scr. IX, 560). Die dritte Vigilie gallicinium, gallicantus, cantus pullorum, gallorum (s. Gallicinium ). Die vierte Vigilie vigilia matutina oder antelucanum: 1095 a quarta ferme vigilia noctis in crepusculum (Chron. mon. Casin., Scr. VII, 765); vigilie matutinales (Scr. XII, 56).
Vigiliitag, als er gehaben worden ist 1418 (Mon. boica I, 243), 26. Sept., Elevatio
Virgilii aep. Salisb., dessen Hauptfest auf 27. Nov. fällt, oft mit Vigilii ep. Trident. (26. Juni) verwechselt.
Vilips und Jacobstag 1359 (Font. rer. Austr. II, 16, 248), Philippi und Jacobi, 1. Mai.
Vincentientag, ohne Bezeichnung oder mit martyr ist der 22. Jan., Vincentius levita. An der mitwuchen die da was sant Vincentienabent des heiligen martrers 1422 (Boos, Baselland); 1361 an dem nechsten fritag nach sant Agnesentag uff denselben fritag gewesen ist sant Vincenzientag (Pilgram aus dem Herrgott); in sunte Vincenciusesdaghe des hilghen mertelers 1357 (Sudendorf).
Vincenciitag nach weihnachten, in einer Urkunde des Breslauer Staatsarchivs von 1352, der 22. Jan., Vincentius levita.
Vincczenczientag der neste nach phingisten, 1369 (Bresl. Staatsarch), Vincentius ep. m., 6. Juni.
Vinczendtag alz sich die vöglein zwayend 1385 (Steyerm. Arch.), ebenfalls wohl der 6. Juni, wenn nicht eine Beziehung auf die wendische Vogelhochzeit (ptacici kwas) darunter verborgen liegt, die nach Pfuhl, Lausitzisch-Wendisches Wörterbuch S. 573, am 25. Jan. als Kinderfest gefeiert wird, so dass der 22. Jan. unter dem Vinczendtag verstanden werden könnte. Wendische Reste sind in Steyermark auch sonst noch erhalten.
Vincula Petri, 1. Aug. In crastino vinclorum Petri apostoli 1248 (Remling, Speyerer Urkb.); festum vinculorum Petri ap. 1352 (Sudendorf II, 217). S. Petri ad vincula.
Vindemiaire, richtiger Vendemiaire, s. Revolutionskalender.
Vinicole, Freitag nach Reminiscere nach dem Evangelium Matth. 21, 33-46. Danach ist wohl das Datum suntag nach vinicolus (Raumer, Cod. dipl. Br. cont. I, 238) zu reduciren, wenn kein Lesefehler vorliegt Vincula liegt näher.
*Vintime jour, vingtime jour (de noel), der zwanzigste Tag, Jan. 13 (Publ. de Lux. 41, 175). Vgl. Zwanzigste tag.
Virgines, 11000 Jungfrauen, 21. Oct.
Virgo gloriosa, ein Beisatz, der eigentlich nur der Jungfrau Maria beigelegt wird, hier und da aber auch zu anderen Heiligen tritt, so: sancte Catharine martiris et virginis gloriose.
Virgatum gehen. Schulfest der Kinder am Gregoriustage, 12. März (Schmeller-Fromm., bayr. Wb. 848. 957). S. Gregoriusfest.
Vier gecrönten, in deutschen Kalendern statt quatuor coronati, 8. Dec.
Viri Galilei quid admiramini aspicientes in coelum (Apostelgesch. 1, 11), Introitus zur Himmelfahrt Christi und dessen Octave.
Vier nonen s. Nunen, vier.
Viertage, vire, Feiertage, s. Ostern, Weih- |202| nachten, Pfingsten, wo es auch die vier gefeierten Tage bezeichnet, z.B.: na den veer hilghen daghen na winachten (Greifswalder Stadtverfass.).
Vier tage, vier tage (in den fasten) (siehe Fasten, vier tage), die Tage von Aschermittwoch (incl.) bis Invocavit (excl.). Des freitags in den vier tagen 1370 (Urkb. ob der Enns VIII, 460); 1365 des freytags in den vier tagen vor dem weissen suntag in der vasten (Verh. d. Ver. f. Oberpfalz 41).
Auch zur Zahlung von anderen Tagen ab wird der Ausdruck gebraucht, so: 1308 vor sant Merteinstag vier tag (Font. rer. Austr. II, 16, 25).
Vier unser frauen abende erklärt Helwig für Vig. Annunc., Visit., Assumt. und Nativ. Marie, selbstverständlich sind es aber Vig. Purif. (1. Febr.), Annunc. (24. März), Assumt. (14. Aug.) und Nativ. (7. Sept.), also die Abende der vier alten Marienfeste, die als solche in unzähligen Ablassbullen des schliessenden 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts vorkommen.
Vierzehen nacht, vierzehen tage, vertein nacht, allgemein: zwei Wochen später oder früher. 1298 nach Weihnachten über vierzehen tag (Helwig, fälschlich als Epiphania erklärt); 1309 des suntags do vierzehen tag ergangen warn nach Ostern (Urkb. ob der Enns V.); 1381 des samztages vierzehen tag vor sand Jörgentag (Cilly, Pilgram); 1384 virczehen tag vor dem vaschangtag (Font, rer. Austr. II, 28, 23); 1385 virczehn dag vor ostern (eb. 28); 1386 vierczehen tage nach sand Jorigentag (ebd. 40); 1373 vierczehen tag nach sand Phylipstag (ebd. II, 18, 352); an dem sontag vierzehen nacht vor ostern 1311 (Weidenbach); 14 nacht vor den ostern daz do waz der hünderst tag des Mertzen 1326 (Städtechr. VIII, 69); bi veirtein nachten innerhalb 14 Tagen (Magdeb. Schöppenchron. 244); veirtein nacht na paschen (ebd. 265); des virtenden daes vor sente Rimeyesdage 1248 (Höfer, deutsche Urk.). - Vierzehen tag vor dem monn der da haizzet Abril 1290 (Pilgram) ist wohl eine Uebersetzung von XIV. kal. Apr. (19. März). - Vertein nacht ist dann geradezu zu einer Frist geworden, namentlich da die üblichen Gerichtsfristen dreimal je 14 Tage währten. En verteinnacht dages (als Frist) 1387 (Sudend. VI, nr. 188); dey leste vertein nacht dat is op de sesten weken (Wigand, Archiv V, 75); eins umme de vertein nacht (Münstersche Chron. I, 153), einmal in 14 Tagen. - Das lateinische noctes quatuordecim ist seltener: ante pascha quatuordecim noctes 1180 (Ann. Pegav., Scr. XVI, 263).
Vierzehn nothhelfer s. Nothhelfer.
Vierzehnter Sonntag, Sonntag Judica, so schreibt Weidenbach und setzt dabei als Beispiel: „geben an dem sontag vierzehn nacht vor ostern 1311". Der Irrthum liegt klar auf der Hand.
Vierzeiten, veertiden, Quatember.
Vierzig tage s. Vertich dage.
Vierzigste tag der himmelfahrt Marie, die Commemoratio assumptionis Mariae, der 23. Sept.
*Visitatio apostolorum. fehlerhaft für divisio apostolorum (Juli 15) in einem Brief an die Stadt Breslau 1522 feria quarta post visitationis apostolorum (Stadtarch. Breslau).
Visitatio Marie, das Fest der Heimsuchung Maria, 2. Juli, s. Frauentag uber das gebirg. Festum visitationis Marie in montana, qua Elisabeth visitavit (Scr. XXIV, 139).
*Visitatio occisorum s. Festum visitationis occisorum.
Vitalstag, Vitaelsdach, Vitalis, 28. April.
Vitestag, Vitzdach, Fixtag, Vixtag (1469, Frankf. Reichss. 5654), Vitus, 15. Juni. Sehr genau wird der Tag bestimmt in dem Datum: 1400 an sente Viti dez heiligen marterers tage der da waz am dynstage, an dem funffczehendin tage dez manden dye Junius gheheissen ist (Cod. Anh. V, 259).
Vlaristag, für Hilarius, 13. Jan. (Argovia 8, 13).
Vlasiusdach (1375, v. Mieris), Blasius, 3. Febr.
Vocem jocunditatis, Messeingang des fünften Sonntags nach Ostern (Jes. 48, 20), auch am Dienstag danach, wofür mancherorts (Köln, Basel) Exaudivit de templo, wie am Montag, gesungen wurde, und in Strassburg und Basel auch am Abend vor Himmelfahrt (statt Omnes gentes) gesungen.
Voddere tag, vordere tag, der Tag vor einem Feste oder Tage.
Vogelhochzeit s. Vinczendtag, alz sich die vöglein zwayend.
Volborgentag, Volburgentag, Walpurgis, 1. Mai.
Volborn, Wlneborne (Hess. Urkb. I, 483), Februar, nach Weinhold, Monatsnamen 59, auch für Januar vorkommend.
Voldersmessa, Walpurgis, 1. Mai (skandinavisch).
Volle fastenwoche s. Fastenwoche, ganze.
Volle woche, vulle weke, ganze woche, hele weke (lateinisch Hebdomada plena), besonders nach Ostern, Pfingsten, Michaelis, Weihnachten, in den Fasten, aber auch vor und nach anderen Festen die vor oder nach einem Feste liegende volle Woche. 1357 des mandages in der irsten vullen weken na paschen (Mecklb. Urkb. nr. 8332); des donnerdages in der neisten helen weken vor user leven vruwen daghe wortemissen... des donnerdaghes in der neisten helen weken vor wynachten 1423 (Hildesh. Urkb. III, 476).
Volmanod, Fulmand, Fulmont (Anz. für Kunde deutsch. Vorz. 1864, S. 332, 1865, S. 259), Volmant (Frankf. Barthol.-Stift, Ser. III, 5), September. S. auch Haltaus ed. Scheffer 36, besonders aber 136; Weinhold, Monatsnamen 59. |203| Volrot, Volrotmont, December (Kalender in meinem Besitz; Handschrift Wonnenthal 5 der Bibliothek zu Karlsruhe), nach Weinhold, Monatsnamen 17, elsässisch. Schmeller-Fromm., bayr. Wb. 839.
Vorabend, vordag, vorfest, vorfir, vorfirabend, vorhochtid, Vigilie, Tag vor einem Feste oder Heiligentage. To jewelken avendes effte vordages des festes, als men gemeynliken vastet 1475 (Riedel, c.d.Br.); 1390 in dem vordaghe Thome des apostelen (Sudendorf); 1433 uppe dat vorefest sunte Petri ad vincula (Hanserec. II, I, 142); Urban V. wart zu bobeste erwelet an aller heiligen vorfyrabende 1362 (Städtechron. IX, Königshofen, S. 590, die Proclamation seiner Wahl geschah am 31. Oct.).
Vorcaesarischer Jahresanfang,
der Jahresanfang mit dem 1. März. Hier ist zweierlei zu scheiden. Zuerst
der eigentliche vorcaesarische Jahresanfang der Römer, dem die Monatsnamen
September, October, December ihren Ursprung verdanken. Mit ihm war es zu christlichen
Zeiten aus, auch eine Anlehnung an ihn ist bei der Gegensätzlichkeit heidnischen
und christlichen Wesens ausgeschlossen. Sodann kommt in Betracht die auf der
christlichen Osterrechnung beruhende Anschauung der Stellung der Monate, wonach
der März der erste Monat ist, denn in ihm (genauer vom 5. März bis
zum 2. April einschl.), erzeugen sich, nach der Ansicht der älteren Kirche,
alle Ostervollmonde. Das erklärt der Computus Carthaginiensis von 455 (Krusch,
84jähriger Ostercyclus) geradezu als den Grund, weshalb er bezüglich
der Osterrechnung den März den ersten Monat nennt (S. 295). Auf einer anderen
Stelle seines Werkes (S. 284), wo er von den gebotenen Fasten spricht, nennt
er (unter Hinweisung auf die Worte des Zacharias VIII, 19) den 4., 5., 7. und
10. Monat, indem er damit die Fasten des Juni, Juli, September und December
bezeichnet. Dieselbe Bezeichnung giebt Papst Leo I. (+ 461) auch seinen Predigten
über die beiden letztgenannten Fasten, und auch dessen Nachfolger Gelasius
I. (+ 496) setzte die Quatemberfasten auf den 4., 7. und 10. Monat an (Corp.
jur. can. c. 7, D. 75). Dieser Jahresanfang mit dem Monat März, der ursprünglich
nur auf kirchlichen Gebrauch berechnet zu sein schien (ähnlich unserem,
mit dem Advent beginnenden Kirchenjahre), hat in Gallien sich längere Zeit
hindurch als officieller Jahresanfang gehalten. So sagt die Vita Marcellini
Ebredunensis (Acta SS. 20. Apr. II, 755) ad mensem Martium qui apud nos primus
sine dubio vocitatur. In französischen Chroniken und Annalen ist zu Merowingerzeiten
allgemein danach datirt worden, so von Marius von Avenche (+ 593), Gregor von
Tours (+ 594) und Fredegar (+ ca. 658). Noch das Concilium Vernense 755 erkennt
den 1. März als Jahresanfang an: prima synodus mense primo. quod est Martiis
calendis (Mansi, Coll. conc. XII, 580).
Die Republik Venedig rechnete bis zu ihrem Untergange (1797) officiell stets
nach diesem Jahresanfang. Die Russen hatten zwar die Weltäre der Byzantiner
angenommen, allein nicht deren 1. Septemberanfang. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts
herrschte bei ihnen der 1. Märzanfang (Mitth. aus dem Gebiete der Gesell.
Liv-, Esth- und Curlands IX, 450-79).
Nachtrag: Rühl glaubt, dass durch die Verwandlung des Märzfeldes in
ein Maifeld (755) der 1. März als Jahresbeginn im Frankenreich allmählich
fortfiel. - Ausserdem weist er darauf hin, dass Gregor von Tours nicht überall
den 1. März-Anfang anwende. In Miracula Martini (IV, 4) bezeichnet er den
Mai als fünften Monat, beginnt hier also mit dem Januar. - Rühl weist
den Märzanfang auch in der lex Alamannorum nach, wo transactis tres Kalendas
Martias einen dreijährigen Zeitraum bezeichnet, ebenso dass auch die Edikte
der Longobardenkönige Luitprand, Ratchis und Aistulf das Jahr vom 1. März
ab zählen. - Dass in Benevent ein Stadtrichter des XII. Jahrhunderts in
seiner Chronik das Jahr vom 1. März ab rechnet (Muratori scr. rer. Ital.
V, 82 ff.), wie Rühl hervorhebt, wird wohl in einem derartigen Anfang des
Rechnungsjahres zu Benevent seinen Ursprung haben.
*Vorfyr, Vigilia. 1480 an zinstag for aller heiligen forfuer (Staatsarchiv Basel); 1430 uff zynstag vor (rectius nach) s. Symond und Judas tag der hl. zweyer zwölffbotten, die man nennet aller lieben heiligen vorfyre (Staatsarchiv Basel).
Vornonentid. Vormittag, s. bei Nona.
Vor paschen s. Osteranfang, am Schluss.
Vorslap (Magdeb. Schöppenchr. 17), die Zeit des ersten Schlafs vor Mitternacht, was sonst lateinisch primum somnium, concubia heisst. S. Conticinium.
Vrawentag, vrowentag s. unter Frauentag.
Vrenentag, Vrenentag der heiligen mayde 1444 (Helwig), Verena, 1. Sept. Der mehrfach angeführte Fronentag ist stets Frenentag zu lesen, Veronika (Vroni) kommt in mittelalterlichen Kalendern nicht vor. 1313 an sant Vrenun abende (Zürcher Urkb.); Vrenentag der heiligen magde 1444 (Helwig aus dem H. A.); Spiess (archiv. Nebenarb. II, 80) hält auch Vrenczentag für Verena.
Vromittag, niederdeutsch für Vormittag (Schiller und Lübben V, 538). 1432 des morgens to neghen in de clocke to vromyddage (Hanserec. II, I, 96). Ob vromorgen (Schiller und Lübben, Nachtr.) auch eine derartige Bildung oder ob es mit Frühmorgen zusammenhängt ?Vromorghen umme des zeygers achte (Braunschw. Chron. II, 552).
Vrowentag, vruwentag s. Frauentag.
Vulneborne s. Volborn.
Vultum tuum deprecabuntur, die 8o Agnetis (Jan. 28) und in provinzieller Verschiedenheit mehrere Tage weiblicher Heiligen nach dem Messeingang (nach PS. 44, 13), sonst wird auch, wenn auf den 29. Dec. ein Sonntag fällt, dieser Messeingang, Dum medium aber am 5. Jan. gesungen. Ausserdem ist es Eingang der Wochenmesse des Sonnabends de b. Maria von Weihnachten bis Lichtmess.
Vultus salvatoris, vultus sanctus s. Salvatorstag.