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OBERSÄCHSISCH:
Schreibsprachenkennzeichen
(Ohne Anspruch auf
Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit. Korrekturen, Zusätze und
Verbesserungsvorschläge bitte an: schreibsprachen@gmx-topmail.de).
Das Obersächsische ist im
Westen begrenzt durch das Thüringische,
im Süden durch das Erzgebirgische und das nördliche Böhmisch.
Das Gebiet um Aken markiert im Norden die Grenzscheide zum Niederdeutschen.
Im Osten grenzt es an das Lausitzische-Schlesische.
Sein Verbreitungsgebiet umfasst
die alte Markgrafschaft Meissen und die thüringische Ostmark (also das
Osterland (m Mittelalter der Raum zwischen Saale und Mulde bis nach
Halle; Südgrenze: Fortsetzung der Linie Eisenach-Unstrut-Merseburg),
ausgenommen das Herzogtum Altenburg, den Raum Zeitz, Reuss-Gera). Eine
Feingliederung ist möglich in Meißnisch (altes Königreich
Sachsen, außer Leipzig und den Bereichen nördlich von Grimma, nordwestlich
von Oschatz) und Osterländisch (in der Region Zwenkau / Rötha, Grimma,
Calbitz, Böhla).
Osterländische Staffel.
Kennwort 'trocken': md. drüg-
(Obersächs. drüüge) / nd. drög- > dreg- / drig-
(Nordthüringen)
"Zwischen Eger und Meißen-Dresden
bietet sich somit das Bild einer Fächerlandschaft dar, deren Drehpunkt
eben jener Gera-Greizer Knotenpunkt an der Elster ist. Nehmen wir noch
drööge/drüüge hinzu, so erscheinen in dem Raum Eger, Leipzig,
Meißen-Dresden insgesamt vier Staffeln, an denen sich Süddeutsches und
Niederdeutsch-Mitteldeutsches durchkreuzen." (Frings 1936). Die Osterländische
Staffel scheidet an der Südostgrenze des 'Osterlandes' [...] Niederdeutsches
und Mitteldeutsches an der Linie Merseburg-Leipzig-Dobrilugk (also:
drööge/drüüge 'trocken'), wobei das Osterland drööge hat
[...] während das Meißnische drüüge zeigt. - Und dennoch
ist das Osterländische ein Obersächsischer. Dialekt und gehört
nicht zum Niederdeutschen.
Das Obersächsische und Thüringische
weisen bis weit ins 14. Jh. vielfach gleiche Kennzeichen auf. Eine Differenzierung
dieser Schreibsprachen ist daher (auch aufgrund der bisher noch nicht
befriedigenden Forschungslage) gerade in der früheren Zeit relativ
schwierig. Vgl. daher auch die Schreibsprachenkennzeichen
des Thüringisch-Öbersächsischen im 14. Jh.
Kennzeichen:
Vokale, Diphtonge und
Umlaute
- a > tlw. a
/ tlw. Umlaut æ
- â > tlw. a
- a in geschl. Silbe
> a
- e altes e
nach w, b vielfach erhalten, jedoch nicht im Meißnischen
- e > oft e;
> tlw. ei ; > tlw. i (in Schriftform)
- i > e tlw.
im westl. Obersächs.
- i, u, üi > i;
Obersächs. vor r > e (-ir > -er)
- o > o tlw.
im Obersächs. / > u vor allem im Thüring., aber auch im Obersächs.
, bes. im Gebiet zwischen Saale u. Elbe (dort selten vor ch /
r, häufiger nach w, r, p, b, m, w).
- o > tlw. zum Umlaut
e
- u > u ; tlw.
> o / tlw. > Umlaut i
- ê > e: > i:
(bes. im 15. Jh.) / > tlw. æ
- e: stets im Auslaut
und vor e(h), l, n, s, d
- î > ei > ai
(um Mitte 14. Jh.)
- û > ou > au
(um Mitte 14. Jh.)
- iu > oe im
Nordmeißn. ; > [eu/äu] Osterland; > eher [æi]
nördl. Obersächs.; > eu/eu/oi Obersächs. um Mitte
14. Jh.
- au > o: (häufiger
ab 15. Jh.); Vogtland wie ostfränk. a: / æ (Umlaut)
- ei > e: (häufiger
ab 15. Jh.); Vogtland wie ostfränk. : æ
- ou > o: (außer
bei -ouw-)
- uo > u: /
u[x] / uch
Konsonanten
- b im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von p ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[b] , inlautend zw. Vokalen und nach r, l bzw.
vor Vokal als w, sonst b ; An- und Inlautend im Obersächs.
bis Mitte 15. Jh. tönend (auch sonst md.) > b ; Auslautend meist
p.
- d im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von t ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[d] ; An- und inlautend im Obersächs. bis Mitte 15. Jh.
tönend (auch sonst md.) > d ; Auslautend meist t.
- p im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von b ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[ph] ; Anlautend > ph > pf > f (weniger
stark zu f im Südostmeißn.).
- pf in- und auslautend
mp/pp (Thüring.-Obersächs.) ; In- und Auslautend altes -pp-
/ -mp- (dampn/bn) > nicht verschoben zu ph / pf
- f altes inlautendes
und neues f im Anlaut meist v (bes. Meißn. und Osterländ.
früh tonlos) ; In- und Auslaut meist f , altes f tlw.
als b
- g im Obersächs.
inlautend [ch/x]; im Nördl. Obersächs. [z/j]
; im (Lausitzisch)-Schlesischen [g/z].
- gh- (Reibelaut) :
häufiger im nördl. Obersächs. (außer nach n) und
in der Mitte (außer nach n und im
Inlaut), aber schwankend mit Verschlusslaut im An-/Auslaut- ; je weiter
im Süd-Osten, desto schwankenderer Gebrauch, vgl. detailliert Franke
§45.2)
- k/ch An- und Inlautend
im Obersächs. bis Mitte 15. tönend, danach im Meißn. und
Osterländ. weniger; auslautend meist k/ch
- -ag- > [-aj- >]
-ay- oft im Obersächs. ; im Osterländ. oft kontrahierte Formen
- w Verwechslung mit
b (sehr selten im Obersächs. des 14./15. Jh.)
- n vor Labial (p,
b, m, w) tlw. auch vor f > m
- -rk- (auch -lk-)
> -r[x]- (-l[x]-)
- s/z-Vermischung:
altes s(z) behandelt wie s < t (bes. im
Meißn. ; im Osterländ. früh tonlos)
s + Konsonant
- sal-, sm-, sn-, sw- >
schl- / schm- / schn- / schw-
- sp- / st-
> schp- / scht-
Sonstige Phänomene
- Rundung / Entrundung â
; a > o ; (allg. Oberdeutsch und Mitteldeutsch; im Obersächs.
erst spät)
- Entrundung (iu) >
eu > ai im Obersächs. sehr spät
- Senkung von i, u, üi
> i vor allem Obersächs; i > e vor allem Thüringisch;
im Obersächs. vor r (-ir > -er)
- ü: > i: /
ü > i / ö: > e: / ö > e im
Obersächs. eher selten
- e-Hinzufügung dazu
neigt das Obersächs. (bes. Osterzgebirg.); glztg. aber auch gerne
e-Ausfall (bes. im südl. Meissen schwankend)
- n-Infinitiv: Ausfall
nur im südlichsten Obersächs. (wie im Thüring.); sonst beibehalten,
außer nach m, n, ng
- Einheitskasus: mich,
dich statt mir / dir im Nordosten (Oschatz / Riesa
u. östl.) bis zu osterländ. Staffel
- Längung mhd. Kurzvokale
vor r, l, m, n, s, h, b, d, g und tlw. vor f, t, r+div.
Kons. fehlt im Obersächs. weitgehend
- Verkürzung mhd. Langvokale
vor ss, ch, g, dt, t tlw. f, n, d, b, m, r bes. in Südmeißen;
verbunden meist mit Vokalübergang i > e; ü > i
- j > g im Erzgebirgischen
und im Vogtländischen wie im Thüringischen (bes. Altenburgisch)
Wortschatz
- 'man' in unbetonter
Stellung für nur altes Phänomen im Thüring.-Obersächs.
- her (allg. md.) -
Grenzlinie im M.A. bis zu Südgrenze: Weißenburg, Spessart, Plauen, Chemnitz,
Pirna, Görlitz, Brieg
- Diminutivendung im fhnd.
-lein wohl nur bis Leipzig; südlicher -le ; sonst -chen;
im südöstl. und südwestl. Meißn. -el
- dröge (Nd.) / drüge
(Obersächs.) ; drü/ä/ö/-g-e (obersächs.; aber auch Altenburg.
und Eichsfeld) ; dro/u-*k/g-n (Thüring., außer Eichsfeld)
- gesagt : gesoit (Nordmeißn.,
auch Lausitzisch-Schlesisch); gese:t (Altenburg.)
- nicht, nischd ; im
Meißn. ni ; südlichsten Obersächs. nit, nich, naet
- dann ersetzt durch
denn im Osterländ. und im Nordwesten, nicht im Meißn.
- haben : han
(überwiegend), ham (Leipzig), hun (~ Gera), hom
(Vorerzgebirg., Westerzgebirg.); habbe (Osterländisch und Raum
Erfurt); ho:b(e), ho: (Thüring.)
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