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Jürgen Geiß Katalogisierung der Handschriftenbestände der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn Seit 1. Februar 2007 werden am Katalogisierungszentrum der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz die mittelalterlichen Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek [ULB] Bonn erschlossen. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Die 172 Handschriften in 177 Bänden werden teils in Form einer verkürzten Beschreibung nach dem Modell des Greifswalder Handschriftenprojekts (100 Handschriften in 104 Bänden), teils in klassischer Tiefe nach den 'Richtlinien Handschriftenkatalogisierung' der DFG (72 Handschriften in 73 Bänden) erschlossen. Die Beschreibung erfolgt direkt in das Bearbeitungsmodul ManuscriptumXML der Handschriftendatenbank Manuscripta Mediaevalia. Geplant ist eine Veröffentlichung über einen gedruckten Katalog sowie über www.manuscripta-mediaevalia.de, dort mit Verknüpfung aller Katalogisate mit repräsentativen Digitalisaten in Farbe. Über die Hälfte der Handschriften der ULB Bonn stammen aus dem Spätmittelalter, d.h. aus dem 14. bis 16. Jahrhundert, aber es sind auch einige Fragmente des 9. bis 11. Jahrhunderts vertreten, ferner eine vollständige Handschrift des 11. Jahrhunderts sowie fünf Codices aus dem 12. und immerhin 14 aus dem 13. Jahrhundert. Die meisten Handschriften sind am Mittel- und Niederrhein entstanden (darunter zahlreiche in Köln), aber auch in Westfalen, in den Niederlanden und im heutigen Belgien und Nordfrankreich. Die Spuren der Französischen Revolution und die politische Neuordnung Europas nach 1815 haben sich in den Bibliotheksbeständen der 1818 gegründeten Universität Bonn deutlich niedergeschlagen, auch in den Provenienzen ihrer mittelalterlichen Handschriften. Fast fünfzig Codices kamen nach ihrer zwischenzeitlichen Konfiskation durch die Franzosen 1819 aus der Bibliothèque Nationale Paris nach Bonn (darunter 13 Handschriften aus dem Benediktinerkloster Maria Laach und sieben Handschriften aus dem Augustiner-Chorherrenstift Eberhardsklausen bei Trier), etwas mehr stammen aus Beständen der Gymnasialbibliothek Koblenz (u.a. 14 Handschriften aus dem dortigen Augustiner-Chorherrenkloster Niederwerth sowie 10 aus dem Franziskaner- und drei aus dem Dominikanerkloster), 16 Codices aus der Alten Universität in Duisburg (darunter mehrere Klassikerhandschriften) sowie sieben Handschriften aus der Königlichen Landesbibliothek Düsseldorf (u.a. vier Handschriften aus dem Zisterzienserkloster Altenberg). Bemerkenswert sind ferner fünf Codices aus dem Benediktinerkloster Werden bei Essen sowie elf Handschriften aus dem Vorbesitz des englischen Bibliophilen Sir Thomas Phillipps. Leider sind im zweiten Weltkrieg 34 mittelalterliche Handschriftenbände verloren gegangen. Herausragende Handschriften des Bestandes sind Fragmente einer in Tours entstandenen Bibel, einer kommentierten Handschrift von Vergils 'Aeneis' sowie einer Beda-Handschrift, alle in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstanden (S 1688, S 476vv, S 476yy), Fragmente einer in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts geschriebenen Handschrift des althochdeutschen 'Evangelienbuchs' von Otfrid von Weißenburg (S 499), ein vor 1083 vermutlich in St. Maximin in Trier entstandenes Klosterschulbuch mit althochdeutschen Glossen (S 218), das vermutlich älteste erhaltene Beutelbuch aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit kommentierten Psalmen (S 268), ein prachtvoll illuminierter, 1286 in Amiens entstandener Riesencodex mit dem altfranzösischen 'Lancelot en prose' (S 526), ein ebenso herausragend illuminiertes, 1299 in Köln für Johann von Valkenburg gefertigtes 'Graduale' (S 384), zwei in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Oberrhein entstandene Codices mit dem 'Willehalm' und 'Barlaam und Josaphat' von Rudolf von Ems (S 501, S 502) sowie eine um 1450 bei Diepolt Lauber in Hagenau geschriebene und bebilderte Abschrift des 'Karl' vom Stricker (S 500). Projektbearbeiter: Dr. Jürgen Geiß |
richten Sie bitte per e-mail an die Zentralredaktion. Letztes Update: 18.12.2007
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