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THÜRINGISCH:
Schreibsprachenkennzeichen
(Ohne Anspruch auf
Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit. Korrekturen, Zusätze und
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Das Obersächsische und Thüringische
weisen bis weit ins 14. Jh. vielfach gleiche Kennzeichen auf. Eine Differenzierung
dieser Schreibsprachen ist daher (auch aufgrund der bisher noch nicht
befriedigenden Forschungslage) gerade in der früheren Zeit relativ
schwierig. Vgl. daher auch die Schreibsprachenkennzeichen
des Thüringisch-Öbersächsischen im 14. Jh.
Vokale, Diphthonge und
Umlaute
- nhd. Diphthongierung (mhd.
î, û, iu > ei, au, eu/äu) wird durchgeführt
- zentralthür. Diphthongierung
ehemaliger Langvokale: i, e, ö, ü in offener Silbe > ea
- a in geschl. Silbe
> a
- a > a / â
> a: (außer vor n+Kons) im Nordost-Thüring. / a
> o / â > o: im Südost-Thüring. (und tlw. Obersächs.)
- a in offener Silbe
und â vor r > o
- ê, œ > i
- ê > î, ô > û (allg. Ostmd.)
- e > i (in Nebensilben)
- ei > e: (Nördl.-Altenburg.)
/ > æ: (Südl.-Altenburg.)
- i, üi > e
- i > e [e,]
(typ. Altenburgisch) > æ: (S-Altenburgisch)
- i, ü > e (in
offener Tonsilbe vor b, d, f und Folgesilbe -er/-el/-en ; z.B.
'über'), auch allg. im Omd. Nur im Altenburg. aber nachfolgende Kürzung
des Vokals.
- i, ü, u, e, ö, o
vor r gesenkt. Das Altenburg. senkt diese Vokale vor r
weitgehender als alle Nachbarmundarten.
- o > u vor
allem Thüring., tlw. auch im Obersächs. (bes.) zw. Saale u. Elbe (selten
vor ch / r, häufiger nach w, r, p, b, m, w) ; seltener
o > [e,]
- iu / -iuw- (zb. 'niuw'
/ md. 'nûw') > au (allg. Omd.) > ae ('nae' nordwestl.)
; > ao ('nao' südöstl.)
- ü > e [e,]
(typ. Altenburgisch); u
> o [o,] vor n+Kons. (typ. Altenburgisch) > tlw.
a
- ou (auch -ouw-)
> o: (im Norden bis südl. von Pegau/Borna) / > a: (im
Südl.-Altenburg.)
- öu > e: (Nördl.-Altenburg.)
/ > æ: (Südl.-Altenburg.)
- œ > e: (im
gesamten Omd.), hier tlw. verengt zu i:
- 'md.' Monophthongierung
: mhd. ei, öu, ou > e, o (Omd.) bzw. ai, au (Wmd.)
Konsonanten
- 2. Lautverschiebung weitgehend
in allen Stellungen durchgeführt: p > pf ;
t > z ; k > ch
- b im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von p ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[b] , inlautend zw. Vokalen und nach r, l bzw.
vor Vokal als w, sonst b ; An- und Inlautend im Obersächs.
bis Mitte 15. Jh. tönend (auch sonst md.) > b ; Auslautend meist
p.
- d im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von t ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[d] ; An- und inlautend im Obersächs. bis Mitte 15. Jh.
tönend (auch sonst md.) > d ; Auslautend meist t.
- p im Obersächs./Thüring.
lautlich kaum geschieden von b ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend
[ph] ; Anlautend > ph > pf > f (weniger
stark zu f im Südostmeißn.).
- p > pf
in-, auslautend > mp/pp (Thüring. und Obersächs.)
- Vokalisierung intervoklischer
-g-
Sonstiges
- nhd. Dehnung
in offener Tonsilbe dringt allgemein von Norden nach Süden vor. Dehnung
in geschlossener Tonsilbe findet sich im Thüringischen eher nicht.
- r-lose Pronomina
he; unse; wi; mi
- Einheitskasus mi / di
; weiter nach Osten
hin aber auch: mir, mich/dir, dich
- Apokope: -age- (z.B.
'gesagt' / 'sagen') allg. Thüring.-Öbersächs. ; a
> e: / æ: - Ausnahme: Vogtländ. (~ bis Gera) bleibt
-g- erhalten
- n-Infinitiv: Ausfall
im Thüringischen und im südlichsten Obersächsischen (-en
> -e)
- Infinitiv nach können, mögen
: 'ge-'
- Vorsilben: er- ver-,
er-, der-
- inlautendes -w- tlw.
als Dehnungssignal
Wortschatz
- 'man' in unbetonter
Stellung für nur altes Phänomen im Thüring.-Obersächs.
- her (allg. md.) -
Grenzlinie im M.A. bis zu Südgrenze: Weißenburg, Spessart, Plauen, Chemnitz,
Pirna, Görlitz, Brieg
- 'trocken' : dro/u-*k/g-n
(Thüring., außer Eichsfeld); drü/ä/ö/-g-e (obersächs.; aber
auch Altenburg. und Eichsfeld) ; dröge (Nd.) / drüge (Obersächs.)
- Diminutivformen: -ken,
-chen und -la, -le (bes. im südl. Thüringen). -
Diminutivendung im fhnd. -lein wohl nur bis Leipzig; südlicher
-le/-el
- haben : habbe (Osterländisch
und Raum Erfurt); ho:b(e), ho: (Thüring.); hun
(~ Gera), hom (Vorerzgebirg., Westerzgebirg.); han (überwiegend),
ham (Leipzig)
- gesagt : gese:t
(Altenburg.) ; gesoit
(Nordmeißn., auch Lausitzisch-Schlesisch)
- als : al (westl.
der Muldelinie; bes. Eichsfeld u. Altenburg.)
- über: übber
(Thüringisch; zw. unterer Saale und Elbe); üwwer (Vorbruchgebiet
Elbostfäl.), üvver (Ripuarisch)
- wieder : wedder
(Nd., aber auch Thüringisch) ; widder (bis ins Ostfränk.)
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