Historische Schreibsprachen - Internetbibliographie

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Schlesisch: Schreibsprachenkennzeichen

(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit. Korrekturen, Zusätze und Verbesserungsvorschläge bitte an: schreibsprachen@gmx-topmail.de).

Die Liste folgt weitgehend Jungandreas (1937), S. 2-4. Eine Karte des histor. Verbreitungsgebiets des Schlesischen ebd., S. 75.

 

Kennzeichen:

  • Mhd. e wird (in der Regel) zu a: Malchar 'Melchior', gabin 'geben'.
  • Mhd. o wird bei erhaltener Kürze vor Labialen und Dentalen zu u oder o : uffte 'oft', beslussen 'beschlossen'.
  • Kurzer mhd. Vokal in offener Tonsilbe ist vor Media und Liquida gedehnt: weyder 'wieder', bowden 'Boden'.
  • Germanisches p ist erhalten nach m und in der Geminate: schimplich 'schimpflich', kop 'Kopf', appil 'Apfel'.
  • Mhd. g wird intervokalisch ausgestoßen oder mit dem vorangehenden Vokal zu einem Diphthong oder palatalen Vokal verschmolzen, wenn auf die Gruppe -age-, -ege- etc. ein Konsonant folgt: wayn 'Wagen', zon 'sagen', neile 'Nägel', ren 'Regen'.
  • Mhd. n in den Suffixen -ing und -unge wird ausgestoßen: PN Hornig 'Horning'; meynuge 'Meinung'.
  • brunne : schles. burn.
  • gegen : schles. kegen.
  • u:f : schles. uff / off.

Zur Abgrenzung vom Obersächsischen sind folgende Merkmale signifikant:

  • Kurzer mhd. Vokal in geschlossener Tonsilbe vor auslautender (alter) Doppelkonsonanz ist gedehnt: bog 'Bock', streig 'Strick', maen 'Mann', sag 'Sack'.
  • Die mhd. Diphthonge uo, üe, ie sind vor inlautenden stimmlosen Geräuschlauten 'gekürzt': mutte 'Mute', ruffin 'rufen', hunner 'Hühner', PN Dittrich 'Dietrich'.
  • Bei an- und inlautenden Media bleibt die Stimmhaftigkeit erhalten: boum 'Baum', puttir 'Butter'. Strenge Trennung von redin 'reden' und retin 'Räten'. Ebenso bei an- und inlautendem s vor Vokalen: zak 'Sack', wize 'Wiese'. So wie b und p, z und s auseinandergehalten werden, ist auch westgerman. d im Anlaut von westgerman. 'thorn' unterschieden: tunkel 'dunkel', tump 'dumm', tuzin 'Dutzend', vorterbin 'verderben'.
  • Westgerman. b ist meist im Anlaut vor ursprünglichemu, u: zu p (b) verschoben: pusch 'Busch', pawer 'Bauer', puttir 'Butter'.
  • b im Obersächs./Thüring. lautlich kaum geschieden von p ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend [b] , inlautend zw. Vokalen und nach r, l bzw. vor Vokal als w, sonst b ; An- und Inlautend im Obersächs. bis Mitte 15. Jh. tönend (auch sonst md.) > b ; Auslautend meist p.
  • d im Obersächs./Thüring. lautlich kaum geschieden von t ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend [d] ; An- und inlautend im Obersächs. bis Mitte 15. Jh. tönend (auch sonst md.) > d ; Auslautend meist t.
  • p im Obersächs./Thüring. lautlich kaum geschieden von b ; (Lausitzisch)-Schlesisch inlautend [ph] ; Anlautend > ph > pf > f (weniger stark zu f im Südostmeißn.).
  • g im Obersächs. inlautend [ch/x]; im Nördl. Obersächs. [z/j] ; im (Lausitzisch)-Schlesischen [g/z].
  • gesagt : gesoit (Lausitzisch-Schlesisch, auch Nordmeißn.); gese:t (Altenburgisch).

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zuletzt geändert am 11.03.2007 © BP