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NORDNIEDERDEUTSCH:
Schreibsprachenkennzeichen
Basiert auf einer
Liste von Jürgen Wolf. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder
Fehlerfreiheit. Korrekturen und Zusätze bitte an: schreibsprachen@gmx-topmail.de
Allgemeine Kennzeichen:
- Das aus ir entstandene
er wird weiter zu ar gesenkt, in der Schrift herrscht
er vor: kirk- / kerk- / kark-.
- Schreibungen von Tonlängen
i, ü, u. Für die Entsprechungen der oberen Kurzvokale
e (für Tonlänge i) und o (für Tonlänge
ü, u): sigel / segel, siker / seker, ime / eme, ier /
ere; sune / sone 'Sohn', sulen / solen 'sollen'.
- Kürzung tonlanger
Vokale vor -el, -er, -en, -ich und -ing konnte sich nur
teilweise durchsetzen: edel / eddel, neder / nedder, beneden
/ benedden, ledich / leddich.
- Im 15. Jh. setzt sich die
Schreibung a für Tonlänge ? durch.
- Im Nordnd. hält sich
die Graphie th (> d) länger als im West- und Ostfälischen:
thing / dhing / ding.
- In der Frühzeit fehlt
das Präfix für das Partizip Präteritum ge- häufig
(g(h)esproken / esproken / sproken). -
Der Verlust des Präfix ge- im Partizip Perfekt ist eine
jüngere Erscheinung, durch die sich das Nordniedersächsische
vom Niederländischen, Emsländischen, West- und Ostfälischen
deutlich unterscheidet. Es ist in den Texten im Spätmittelalter
tlw., durchgängig jedoch erst seit dem 17. Jh. realisiert.
- 'bringen': bringen.
Das nordnd.-ostfäl. bringen geht mit dem Obd. zusammen. Im Prät.
und im Part. Prät. variieren die Vokale a und o:
brachte / brochte. (ghe)bracht / (ghe)brocht.
- 'sein': 1. Präs. Ind.
lautet in der Regel bin, daneben exisitieren regionale Varianten
wie nordnd. bün: bin / ben / bun / sin.
- Bildung des Einheitskasus
des Personalpronomens auf der Grundlage des Dativ: mi, di, uns, ju.
- 'gemauerter Brunnen': so(e)t.
- 'Tinte': die angelsächs.
Lehnübersetzung von lat. atramentum, black, gilt im Nordnd.
und Ostfäl.
- 'sechs', 'sechste': vor
allem im Nordniederdt. sös belegt neben allg. verbreitetem
sees, seis.
- 'zwölf': im 15. Jh.
wird twölf üblich.
- 'dritte': dridde
und das darauf zurückgehende drüdde sind ostfäl.
und nordnd.
- 'dieser', 'diese': im nördl.
Westfalen und im Nordniederdt. ist desse im 14. und 15. Jh. die
häufigste Form. In der 2. H. des 16. Jh.s scheint sich disse
mehr im Nordnd. durchzusetzen.
- 'der-', 'die-', 'dasselbe':
die gerundete Variante sülve setzt sich im 14. und 15. Jh.
im Nordnd. durch.
- 'jeder': jewelik;
gilt nicht ausschließlich aber bersonders im Nordniederdt. Vor
allem bevorzugter Typ der lübischen Schriftsprache.
- 'irgend': das aus ir-
entstandene er- wird weiter zu ar- gesenkt: irgen(e)
/ ergen(e) / argen(e).
- 'je', 'jemals': ähnlich
wie in West- und Ostfalen jo: und jü unterschiedet
man im Nordnd. jo: und je:
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