Z.

Zählweise des Mittelalters. Dem Beispiele der römischen Chronologie folgend, zählte man im Mittelalter bei Angaben der seit einem Tage bis zu einem ändern verflossenen Tageszahl mit Ordinalzahlen stets Anfangs- und Endtermin mit. So bei der Berechnung des Mondalters der einzelnen Tage (s. bei Ostergrenze ) der Claves terminorum. Beispiele aus Quellen sind: 1204 V. Idus Aprilis id est feria sexta ante passionem domini und quarto die hoc est feria secunda post passionem domini (Scr. XXVI, 268); Gesta abb. Gemblac. 1048 Bischof Waltho starb VIII. idus Julii, der Abt von Gembloux, der ihn nur sieben Tage überleben wollte, ipso septimo die quod est II. idus Julii; 16. kal. Maji ecclipsis lune media nocte, deinde XIV. die videlicet pridie kal. Maji, vigilia Philippi et Jacobi feria quinta (Contin. Vindob., Scr. IX, 707). Nach dem Catal. Aepp. Mediol. starb Erzbischof Galdinus 1176 XIV. kal. Maji in die dominico XV. die post pascha et tunc temporis pascha fuit IV. die mensis Aprilis; IX. kal. Sept..... die post hec VI. id est IV. kal. Sept. 952 (Gesta abb. S. Bertini, Scr. XIII, 630); 1234, XI. kal. Martii, quarta videlicet die ante kathedram Petri (Boos, Worms I, 126); Wienn an dem vierden tage nach mittem Maien des |211| montages in der chreuzwochen 1281 (Helwig aus dem H. A.); infra et usque ad quindenam continuam vel in quartodecimo die tunc sequenti (Mecklb. Urkb. nr. 5876); VII. idus Julii, an dem sübenden dage vor sant Margredendage 1253, Margarethe ist in Strassburg, wo Closener (Städtechr. VIII, 134) dies schreibt, Juli 15. Der 7. Tag (den 15. mit einbegriffen) ist = VII. idus Juli = 9. Juli, nicht 8. Juli, wie Hegel a. a. O. will. Ebenso stehen auch sester dag, am sübenden dage (ebd. 126) für dies, nicht für feria. Für Cardinalzahlen hat sich im Mittelalter keine feste Uebung herausgebildet. Vorherrschend scheint unsere heutige Zählung, mit Ausschluss des Anfangstermins, zu sein. Nur acht tage ist durch Einwirkung der Octavenrechnung stets mit Anfang und Endtermin gezählt worden, s. Acht tage vor (nach). Verschweigen will ich nicht, dass z.B. in einer schottischen Quelle (Commentarii Albanenses, Scr. XXVIII, 526) steht: 1294 festo beate Lucie.... undecimo die sequente vigilia natalis domini, hier also nach unserer Zählweise gerechnet ist.
Nachtrag: Das Mitzählen des Anfangs- und Endtermins bei Ordinalzahlen beweist auch: 1445 samstag vor Marie Magdalene... uff suntag sanct Jacobstag, was der nundt tag (Baseler Chron. V, 283). - Für die Zählung der Tage mit Cardinalzahlen ist ein Beispiel: in sunte Pauwelsdage des ersten einsedels, dat is veir dage nach twelfften 1278 (Magdeb. Schöppenchr, 157). Hierbei ist der Anfangstermin weggelassen.

Zantganghentag s. Santgangentag.

Zehen nonen s. Nunen, vier.

Zehen tage in den fasten s. Fasten, zehen tage angeender. Auch das Datum: 1468 uff mendag nach den zalten(!) tagen im Merzen (auf 11. statt 14. März datirt) im Geschichtsfreund 43, 105, scheint sich auf die zehn tage zu beziehen, und verlesen oder verschrieben zu sein.

Zehentausend rittertag, teindusend mertelerdag, 22. Juni.

Zeichen, zaichen, Indiction. Geben 1307 des vierzehenden tages des November in dem fumften zaichen (Helwig).

Zeinstig, zeinstag, zeistag, Dienstag (Schwaben).

Zelle, Zille (niederdeutsch), Februar, siehe Selle.

Zeverinus s. Severinus.

*Zilghendach, Cäcilie, Nov. 22. 1526 s. Zijlghendach (Ann. f. Gesch. d. Niederrh. 57, 257).

Zille, Februar, s. Selle.

Zimbert s. Simperstag.

Zimen und Judas 1347 (Helwig aus dem H. A.), Simon und Judas, apost., 28. Oct.

Zinstag s. Zistag.

Zyriacitag, Cyriacus, S. Czilgacztag, S. 22.

Zistag, zinstag, Dienstag (schwäbisch).

Zonnentag für Sonntag.

Zotten maendag, mancherorts Montag nach Epiphania (Reinsberg, Calendrier beige 46), an anderen wieder der Fastnachtsmontag (ebd. 116).

Zukunft unsers herren, Advent. Geben dez suntag als sich unsers herren zuchunft anhebt 1356, am ersten Adventssonntag, mit dem die Adventszeit „anhebt", nicht, wie es Helwig falsch erklärt, am 18. Dec. (expectatio domini).

Zulle, Februar, s. Selle.

Zundag, zunnavend, zunnwende für Sonntag, Sonnabend, Sonnwende.

Zwanzigste tag, zwenczigste tag, 13. Jan., Octava epiphanie domini (süddeutsch). An sand Hilarientag den man noempt den zwenczigosten zen wienchten 1435 (Herrgott, Austr. dipl. III.); 1431 uff sant Hylarientag den man sprichet der zwentzigost tag der heiligen wihenachten (Mone, Zeitschr. 36, 304); 1489 an sant Hilarientag dem zwentzigsten tag zu wychnachten (ebd. 36, 318); an dem nehsten donrstag vor sant Hylaryentag dem man spricht der zwentigest tag ze wihennachten 1409 (Boos, Baselland); 1427 an dem nechsten cinstag nach sant Hylaryentag dem man sprichet der zwentzgist tage nach wyenachten (Boos, Baselland).

Zweiter tag wie anderer tag, der Tag nach oder vor einem Feste. 1464 des sess ind zwenzichsten dachs des moyndz Julii dat is des zweyden dages na sent Jacobsdach des hilligen apostelen (Ztschr. d. Aach. Gesch. -Vereins IX, 105).

Zweites neujahr, 6. Jan., Epiphania.

Zwelftentag s. Zwölften.

Zwerchnacht s. Dwernacht.

*Zwiersechsmonat, spielende Uebersetzung des mensis bissextus, Februar.

Zwischen den jaren, eine specifisch Frankfurter Redensart, die sich aus den im Mittelalter concurrirenden Anfängen des Jahres mit Weihnachten und 1. Januar herausgebildet hat. Schon bei Heise (Quellen zur Frankf. Gesch. I, 235) heisst es: anno 1491 und anno 1492 zwischen den zwein jaren im winter. Noch heute unternimmt man nicht gerne zwischen den Jahren, d.h. in der Weihnachtsoctave, irgend eine Rechtshandlung, ein letztes Ueberbleibsel der durch die Datirungswirren (die vom Jahre 1542-1559 aufs Neue begannen) entstandenen Unsicherheit der Datirung solcher in der Woche vorgenommener Rechtsgeschäfte. S. Circumcisionsstil.

Zwieschent licht 1384 (Städtechr. IV, 226), Dämmerung.

Zwischen unser frauen tagen und ähnliche Ausdrücke siehe unter Frauentag S. 68.

Zwölfboten theilung, zwölfboten tag, zwölfherren tag, zwölf confessores, zwölf apostel tag, 15. Juli, s. Aposteltheilung und Twelf apostel dach.

Zwölften, zwölfte tag, zwelffte tag, twölfter dagh, twölfften, twelleften, zwulten, 6. Jan., Epiphania domini, nach der Zählung vom 25. Dec. an. Am tage der hilgen drier koninghe de ghenomed is de hochtid to twolfften 1368 (Walsroder Urkb.); in dem twelften daghe der borth unses |212| heren Jhesu Crist 1332 (Riedel, c.d.Br.); in dem zwelften tage der in der Schrift epiphania ist genant 1286 (Cod. dipl. Warm.); 1358 an dem zwulten dage zu abinde (Abends) den man nennet zu latine epiphania domini (Hess. Urkb. II, 644); 1392 in deme groten heren daghe, de dar het twelften (Cod. Anh. V, 149); nach dem XII. dage nach wihenachten der zu latyn heizzet epiphania domini 1355 (Baur, hess. Urk.); 1300 mornendes nach dem zwelften tage nach wiennacht (Argovia X, 169). 1398 nach dem zwelftigesten tag (Fürstenb. Urkb. VI, 158). An dem zwölften abende ze wihenachten 1340 (Hilgard, Speyerer Urkb. I, 41); in twelften naven 1340 (Sudendorf) bedeutet den 5. Jan., die Vigilia epiphanie domini. Zwölften kann auch den Zeitraum zwischen Weihnachten und Epiphania bedeuten (urspünglich die den Göttern des deutschen Heidenthums heiligen zwölf Nächte), so: in dem sonentage binnen den twelfften 1305 (Riedel, c.d.Br.), das den 3. Januar bedeutet; in den winachten in den twelften (Magdeb. Schöppenchr. 120); in den hilligen twolf nachten tho wynnachten 1385 (Oldenb. Urk. in Schiller und Lübben IV, 640); in den twolf nachten to winachten 1372 (Sudendorf IV, 193). Das Datum 1323 den zweliften tag nach dem Ostertag (Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz 41) ist doch wohl auf einfache Zählung nach Ostern zurückzuführen, ebenso wie das bei Dartientag angeführte Beispiel des dreizehnten tages nach dem oster heiligen tage, und hat mit dem 6. Jan. nichts zu schaffen. Helwig bemerkt übrigens in seinem Handexemplar (Wien, Hausarchiv), dass der zwölfte tag nach pfingsten Fronleichnam sei. Möglich, dass man dieser Tageszahl daher auch bei dem Osterfeste eine grössere Bedeutung zumass.